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brief des tages

Sich mit der Kirche anlegen bedarf des Mutes

„Der Glaube ist nicht das Problem“, taz vom 5. 11. 19

„Verantwortlich für solche Zustände ist nicht der Glaube, sondern das deutsche Abtreibungsrecht“, schreiben Sie. Himmeldonnerwetter. Woher kommt denn diese naiv-unhistorische Trennsucht, irgendwelchen „Glauben“ himmlisch reinhalten zu wollen, er habe nichts zu tun mit irdischen Widrigkeiten? Woher soll denn das Abtreibungsrecht sonst kommen? Wenn nicht aus den beiden Großkirchen, die hier den „Glauben“ verwalten! Die immer engstens mit dem Staat verquickt waren, nicht nur heute in der BRD, sondern schon im „Dritten Reich“, einer weiteren „Quelle“ dieses Rechts. Deren Sozialorganisationen, Diakonie und Caritas, die in der BRD die größten Arbeitgeber sind, ausgestattet mit unsozialen Sonderrechten.

Aber sich mit den Kirchen anzulegen, mächtigen Organisationen immer noch, bedürfte es beträchtlich mehr des Mutes (wusste schon ein alter deutscher Philosoph), als ihn diese Zeitung aufbringt; der dürfte einer Frau Kristina Hänel – und vielen anderen Frauen – viel mehr nützen als diese opportune Beflissenheit gegenüber den Kirchen.

Bruno Mattes, Stuttgart

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