brief des tages:
Abrufung von Widerstandspotenzial
„Berliner Verhältnisse“, taz v. 21. 11. 17
Auf die FDP in der Regierung kann man gut und gerne verzichten. Aber dieses Lindner-Bashing ist politisch allzu korrekt im Sinne einer diffusen Verantwortungsphraseologie. Wir sollten Lindner für den Ausstieg aus den Koalitionsverhandlungen dankbar sein, weil er diese Regierungsbildungsfarce beendet hat. Er und seine Partei sind nach wie vor überflüssig, denn die neoliberale Verseuchung von Staat und Gesellschaft funktioniert auch ohne ihre privatisierungsgeilen Interventionen perfekt. Und den Grünen hat er die publikumswirksame Gelegenheit gegeben, sich endgültig von denen zu verabschieden, die unermüdlich für gesündere, friedlichere und gerechtere Lebensbedingungen kämpfen. Es wird nach Neuwahlen nicht besser werden, aber mit ihnen verbinden sich Hoffnungen. Sie geben uns allen die Chance, uns diesem Wahltheater in der Überzeugung zu verweigern, nicht länger als „schweigende Lämmer“ missbraucht zu werden. Oder wir kicken die FDP und die Grünen aus dem Parlament und ermöglichen CDSU und SPD eine neue große Koalition, mit einer linken Opposition, die vielleicht endlich ihr Widerstandspotenzial abruft. Günter Rexilius, Mönchengladbach
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