bremer philharmoniker : Auch ohne Star erfolgreich
Angesichts des vorzeitigen Abgangs von Generalmusikdirektor Lawrence Renes, der in Bremen einst als juveniler Hoffnungsträger begrüßt wurde, könnte man meinen: Die Bremer Philharmoniker stecken in der Krise. Zum Glück ist das Gegenteil der Fall. Denn die Umwandlung des „Staatsorchesters“ in eine private GmbH, für die Renes als Zugpferd oder Gallionsfigur eingespannt werden sollte, ist auch ohne ihn ein Erfolgsmodell.
Kommentar vonHenning Bleyl
Den MusikerInnen ist vor allem dazu zu gratulieren, aus der Obhut der Kulturbehörde entkommen zu sein: Dort verhungerten sie als nachgeordnete Dienststelle am ausgestreckten Arm. Jetzt sind sie selbst Gesellschafter und initiieren unter anderem eine Jugendarbeit, die früher undenkbar schien. Allerdings wirft die Behörde dem Orchester immer noch Knüppel zwischen die Beine: Die späte Klärung der Pierwoß-Nachfolge führt zu der absurden Situation, dass der künftige Theaterintendant – in dessen Haus die Philharmoniker als Opernorchester immerhin zwei Drittel ihrer Arbeit verrichten – erst zur Dirigentenkür dazukommt, wenn das Verfahren unmittelbar vor dem Abschluss steht. Sollte er eigene Kandidaten im Blick haben, was bei Hans-Joachim Frey als derzeitigem Direktor der Semperoper mehr als wahrscheinlich ist, kann das Spiel von vorne losgehen. Den Philharmonikern läuft derweil die Zeit davon.
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