bordellschließungen : Keine Freude im Freudenhaus
Um es von Anfang an klarzumachen: Prostitution ist ein Riesengeschäft. Nutznießer sind in der Regel die Männer, und zwar von zwei Seiten. Vorne entladen sich die Freier und hinten verdienen die Zuhälter daran. Der Körper der Frau dazwischen wird nur als Ware begriffen, als Transitstation. An dieser Art indirekter Kommunikation des Mannes mit dem Mann bin ich nicht interessiert. Für Bordelle, die in Berlin nun zugemacht werden, eine Lanze zu brechen, ist meine Sache nicht. Nur leider ist es nicht so einfach.
KOMMENTAR VON WALTRAUD SCHWAB
Einige Bezirke in Berlin schließen vermehrt kleine Bordelle in Wohnungen. Sie berufen sich dabei auf ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts, das Bordellen eine generelle Störung des Wohnumfelds bescheinigt. Freier sind laut und machen Kinder in Hausfluren an, so die Klischeebilder, mit denen die Amtsleute hantieren. Sie finden Prostitution verwerflich. Aber nicht weil die Frau benutzt wird, sondern weil’s den Nachbarn stört. Das passt zu dem verlogenen Gerede, dass es sowieso immer nur die anderen Männer sind, die ins Bordell gehen.
Stopp! Lieber verstummen, als sich zur Komplizin der Argumentation anderer zu machen. Nur eins ist klar: Wenn die Bezirke nun gegen kleine Bordelle in Wohnungen vorgehen, schaden sie insbesondere der selbstständigen Hurenszene in Berlin. Je kleiner das Etablissement, desto wahrscheinlicher, dass die Betreiberin die eigene Herrin im Haus ist. Sie wählt die Kunden aus. Sie bestimmt den Preis. In einem Land, in dem Frauen immer noch ein Viertel weniger als die Männer verdienen, natürlich ein Affront gegen die herrschende Logik. Da ist es besser, man schließt diese Freudenhäuser der Frauen und zwingt sie, für Großhändler zu schuften. Da stimmen dann die Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen auch wieder.