■ bonn apart: FDP kämpft für Zombies
Bonn (taz) – Wie so vielen anderen Minderheiten – ostfriesische Kiwizüchter, Männer mit Schuhgröße 48 und BMW-Fahrer, die auf der Autobahn nicht drängeln – fehlte bisher auch den Zombies eine politische Vertretung in Bonn. Sie hätten immer noch keine Lobby, wäre da nicht der familienpolitische Sprecher der FDP, Norbert Eimer.
Unter dem Titel „Zombie- Urteil ist nicht weise“, kritisierte Eimer dieser Tage das Bundesverfassungsgericht, das den Horrorfilm „Tanz der Teufel“ freigegeben hatte. Wegen Szenen, in denen die grausame Tötung von Zombies gezeigt wird, hatte das Münchner Landgericht den Film verboten. Doch Karlsruhe hielt dagegen: Zombies seien nun mal keine Menschen, sondern Phantasieprodukte. – Eimer sieht das anders: „Grausamkeiten bleiben immer Grausamkeiten, ob sie nun zum Beispiel gegen Tiere begangen werden oder wie in dem Film gegen Zombies, also gegen ehemalige Menschen.“ Ist doch nur ein Film, möchten wir dem Abgeordneten da zurufen. Nein, Eimer macht da keinen Unterschied und schlägt statt dessen noch einen Bogen zum Totalitarismus. „Auch in totalitären Systemen“, schreibt er, „werden Menschen zu Geschöpfen erklärt, auf die menschliche Gesetze nicht anzuwenden sind und damit deren Vernichtung scheinbar legitimiert.“ – Nicht mit Eimer! In der Abwägung zwischen der urliberalen Abscheu vor Zensur und dem erzliberalen Prinzip des Minderheitenschutzes hat sich der Familienpolitiker klar auf die Seite der Minorität geschlagen. Jetzt warten wir auf weitere Initiativen. Wie wäre es mit einer steuerlichen Förderung leicht zu öffnender Särge oder dem Verbot allzu schwerer Grabplatten? Oder eine Kleine Anfrage, um die Bundesregierung zu einer klaren Äußerung über den Schutz des getöteten Lebens zu bewegen? Es wäre übrigens pure Verleumdung, würden wir behaupten, Herrn Eimer bei Tageslicht noch nie erblickt zu haben.
Hans-Martin Tillack
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