böger hat nicht recht : Plakate gehören zur Willensbildung
Politische Plakate haben an Schulwänden nichts zu suchen, findet Schulsenator Böger, verweist auf das Schulgesetz und vergleicht sie mit kommerziellen Werbebannern, die in öffentlichen Bildungseinrichtungen auch nicht erwünscht sind – zu Recht. Und doch ist der Vergleich eines Aufrufs zum Protest gegen Neonazis mit einem Werbebanner falsch.
CONTRA VON FELIX LEE
Schulen sind nicht nur Bildungsstätten fürs Einmaleins und Abc, sondern auch Orte, an denen Heranwachsende die hohe Kunst der politischen Auseinandersetzung lernen. Unbenommen, dass es zur demokratischen Verpflichtung der Lehrer gehört, den Aufmarsch von Rechtsextremisten im Unterricht aufzugreifen, wie Böger es selbst fordert. Doch seien wir ehrlich: Aktuelle Themen kommen im dicht gedrängten Lehrplan dann vor, wenn Schüler, engagierte Lehrer und manchmal auch staatliche Institutionen sie eingebracht haben – häufig über ein Plakat.
Dem massiven Schülerprotest gegen den Irakkrieg vor zwei Jahren ging eine intensive Mobilisierungsarbeit von Friedensgruppen voraus. Plakate spielten eine wichtige Rolle. Und: Die Wahrung individueller Schutzrechte von Schülern in Ehren. Doch so blöde sind sie nicht, dass sie sich über ein Plakat keine eigene Meinung bilden können.