besucher des tages (3) : „Gott der Jugend näher bringen“
taz: Herr López, Sie sind in Deutschland zu Besuch. Was machen Sie hier?
Héctor López: Wir sind vorige Woche angekommen. Wir wollen Heiligtümer in Köln und Aachen anschauen. Jetzt gucken wir noch ein bisschen beim Kirchentag rum. Heute haben wir uns mit dem Erzbischof Meissner von hier unterhalten. Und natürlich wollen wir den Dom sehen.
Wie gefällt Ihnen denn der Kirchentag und Köln?
Die Stadt ist schön. Großartig. Und der Kirchentag: Wir haben gerade darüber gesprochen, dass so viele Leute hier sind.
Gibt es in Kolumbien auch so was wie die Kirchentage?
Ja. Auch mit vielen Jugendlichen. Aber die meisten kommen dann, um zu loben. Nein, beten, sagt Ihr. Nur wenige kommen, um zu gucken. Hier gucken viele nur.
Aber in Kolumbien machen solche Veranstaltungen nur die Katholiken, oder?
Ich glaube, 84 Prozent der Bevölkerung sind Katholiken in Kolumbien. Es gibt aber auch viele religiöse Gruppen, die sind nicht so ernst. Aber evangelischen Glauben gibt es wenig, zu wenig.
Was würden Sie der Jugend von heute mit auf den Weg geben?
Gott. Ihn zu sehen ist ein Zeichen. Manchmal haben Jugendliche noch nicht die richtige Haltung. Sie sind wild, eben jung. Ich möchte Ihnen Gott wieder näher bringen. Und dann will ich in erster Linie hören, was die Jugendlichen sich wünschen. Was sie träumen, was sie suchen.
Warum glauben so viele junge Leute nicht mehr an Gott?
Es kommt darauf an, wie sie in ihren Familien erzogen wurden. Kinder denken ja nach, ob es Gott gibt. Und wenn sie seine Präsenz auch zwischendurch vergessen. Sie können es wieder lernen.
Man sollte in der Erziehung also möglichst früh anfangen, Kinder Gott nahe zu bringen?
Ja. Einige Jahre später kommen sie von selbst wieder zu Gott.
Liegt der mangelnde Glaube vieler Jugendlicher nicht auch daran, dass speziell die katholische Kirche so konservativ, so wenig zeitgemäß ist?
Nein. Aber die Jugendlichen haben nicht genug Möglichkeiten, Gott zu finden. Sie verstehen einfach nicht, wie sie mit ihm in Kontakt kommen können. Wir müssen da arbeiten. Dann kommen sie auch wieder gerne. Die Generationen liegen einfach zu weit auseinander. Die Jungen verstehen die Alten nicht und umgekehrt. Dann müssen Sie gemeinsam darüber reden, um etwas zwischen ihnen zu schaffen.
INTERVIEW: HANNAH HOFFMANN