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Archiv-Artikel

besucher des tages – heute: daniel delbeck aus essen „Wenn ich Menschen helfen kann, bin ich glücklich“

Daniel Delbeck ist Pendler. Und zwar täglich: Vormittags studiert der 25-jährige Mediziner in Düsseldorf, nachmittags fährt er mit dem Auto die 40 Kilometer nach Essen – den Weg „Zur Heiligen Familie“. Als Oberministrant engagiert er sich seit acht Jahren in seiner katholischen Heimatgemeinde. Dort gibt es mittlerweile sechs Jugendgruppen, Sommerferienlager im Gebirge und sogar einen eigenen Messdiener-Song („M Song“). „Da wäre ich gerne selbst noch einmal Kind“, sagt Daniel Delbeck.

Dass Jugendarbeit in der Gemeinde nicht nur zur Freizeitbeschäftigung wird, ist ihm dabei wichtig. „Es geht um den richtigen Mix zwischen Spaß und kritischer Auseinandersetzung mit dem Glauben.“ Von streng christlichen Eltern, die ihre Kinder in die Kirche prügeln, hält er gar nichts. „Man muss die Jugendlichen ernst nehmen und sich Diskussionspartner anbieten.“ Delbecks Konzept geht auf: Seit 1995 hat sich die Zahl der Messdiener von 40 auf 122 verdreifacht.

Dabei ist der 25-Jährige selbst kein erzogener Musterkatholik – von seinen Eltern hat er den Glauben jedenfalls nicht. „Ob es Gott gibt oder nicht, hab ich mich schon immer gefragt.“ Ein Leben ohne Gott? Nein. „Die Welt hätte so keinen Sinn“, sagt der Obermessdiener, „und wenn ich nicht zum Gottesdienst gehe, dann fehlt mir etwas.“ Nicht die abstrakten theologischen Wegweiser aus Rom sind für ihn entscheidend, sondern die Wirklichkeit des Glaubens im Alltag, im Kleinen.

Seine Gemeinde verlangt ihm mittlerweile einen Full-Time-Job ab: „Wenn ich etwas für Menschen tun, ihnen helfen kann, dann bin ich glücklich“, sagt Daniel, „sonst hätte ich mich auch nicht für Medizin entschieden.“ Bei so viel Ehrenamt kann es auch schon einmal vorkommen, dass die Uni ein wenig zurückstehen muss – auch für die Fahrt zum Ökumenischen Kirchentag. Was er erwartet? „Vor allem Spaß und anregende Diskussionen.“ Ein wenig hofft er auch auf die Kuriositäten des christlichen Treffens, wie bei seinem Besuch des Katholikentags vor fünf Jahren. „Es gibt religiöse Spinner, die predigen den Ernst, weil Jesus ja auch nie gelacht habe“, amüsiert sich Daniel, „Stoff genug für Straßendiskussionen.“NADJA KERSCHKEWICZ