berliner universitäten : Erzwungene Menage à trois
Liebe auf den ersten Blick ist es keineswegs, eher eine gute Zwangsliaison: die neue Kooperation zwischen den drei Berliner Universitäten. Erstmalig für Berlin – und Deutschland – haben sich Universitäten eines Standortes gemeinsam überlegt, was von wem anzubieten ist und was nicht. Das kann Wissenschaftssenator Thomas Flierl (PDS) als Erfolg verbuchen. Er war es, der die widerspenstigen Hochschulen an einen Tisch zwang. Was vorher als unmöglich galt, ist nun geschehen: Auch die Universitäten beginnen ihre Egoismen zu überwinden und Berlin als gemeinsamen Wissenschaftsstandort zu denken. Mit zunehmendem Wettbewerb um Drittmittel und Prestige wird das zumindest ein wichtiger Pluspunkt für Berlin.
KOMMENTAR von ADRIENNE WOLTERSDORF
Gefördert hat dies nicht nur der Senator, sondern zu einem guten Stück auch der kommende Wettbewerb um das Prädikat Eliteuni. Da ist man in den Rektorenetagen plötzlich bereit, über Profilschärfungen und Forschungscluster zu reden, über die Abschaffung von Doppel- und Dreifachausstattungen. Das ist positiv, auch für die Studierenden, die nun klarer erkennen können, welche Ausrichtung innerhalb eines Fachgebietes ihnen geboten wird. Noch ist allerdings unklar, wie hoch der Preis ist, den die Studierenden für diesen neuen Durchblick bezahlen müssen. Sicher ist, es werden hunderte bis tausende Studienplätze wegfallen, es gibt mehr Gedränge bei weniger Profs und nicht mehr alle Fächer überall. Der Senator sieht keinen Grund zur Aufregung. Klar, er wird die Lücken mit Studienplätzen light als Fachhochschul- oder Bachelor-Angebote stopfen. Doch das täuscht nicht darüber hinweg: Sparen ist sparen ist weg.