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berliner szenenSogar im Kopf lichtet es sich

Mit leichtem Kopfschmerz wache ich auf und erwarte Migräne. Nach dem Frühstück müsste ich ein Ferngespräch übers Festnetz führen, aber das Display des Telefons verdunkelt, sobald die gewählte Nummer die Verbindung herstellt. Die Leitung ist stumm. Übers Mobiltelefon erreiche ich die Störungsstelle der Telekom ohne Warteschleife sofort: „Das klingt nach ausgelutschten Batterien, sie brauchen neue. Ich checke trotzdem den Anschluss.“ Der ist in Ordnung. Ein Telefonausfall so einfach lösbar? Ich radle los, um Batterien zu besorgen. Sie finden sich im Sortiment von cirka 200 nur leicht unterschiedlichen Ausführungen auf Anhieb. Das macht mich skeptisch. „Wenn Sie die jetzt nehmen, habe ich davon genau 3 Millionen Stück verkauft. Die passen“, schwört der Verkäufer.

Ich spekuliere weiterhin auf Unbill, und siehe da: Es gießt, obwohl Regen erst für nachmittags angekündigt war und ich dachte, Strickjäckchen geht noch. Jetzt brauche ich einen Schirm. Rosafarbene warten auf mich, angeboten im Türbereich der Drogerie, vor der ich das Fahrrad geparkt habe. Ich kaufe einen, gehe zu Fuß und schiebe das Rad. Zum Abtropfen kehre ich beim Copyshop ein, auch für den Druck farbiger Fotos. Die kommen aber nur in Schwarweiß aus dem Drucker. „Für Farbe müssen Sie natürlich den C60ziger auswählen“, sagt die Frau hinterm Tresen. Ich starte von vorn. „Na, hat doch geklappt. Ich berechne die Schwarzweißen nicht,“ sagt sie dann noch.

Es hört auf zu regnen. Zu Hause im Briefkastenschlitz klemmt ein fetter Umschlag, von einer Freundin vom Südstern mit der endlich erschienenen Taschenbuchversion einer Lektüre, die ich mir im Hardcover verkniffen habe. Nun scheint auch noch die Sonne und das Telefon funktioniert wieder. Und die Migräne? Fehlanzeige!

Silke Mohr

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