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berliner szenenWir sind in besten Händen

Immer rein in die gute Stube und hinten hinstellen, gleich können Sie Platz nehmen“, meint der eine der Sanitäter, während die anderen beiden die Liege in den Rettungswagen hieven. Das letzte Mal, dass ich einen Rettungswagen von innen gesehen habe, liegt mehr als zwei Jahrzehnte zurück. Ich war 12 Jahre alt und musste nach einer Notblinddarmoperation in ein anderes Krankenhaus verlegt werden. Damals durfte mein Vater im Krankenwagen mitfahren und hielt während der gesamten Fahrt meine Hand.

Jetzt bin ich es, die auf dem Klappsitz neben der Liege Platz nehme, mich anschnalle und eine Hand halte, während wir mit Blaulicht durch die dunkle Stadt rasen, an allen anderen Autos vorbei. Ich bewundere die Gelassenheit des blutjungen Sanitäters, der mir seinen Platz überlassen hat und nun selbst steht, in der Hand die Krankenakte, den Blick immer wieder auf dem Bildschirm, der Puls und Herzrhythmus aufzeichnet. Auch die Professionalität des älteren, der alle Notaufnahmen abtelefoniert, um zu sehen, welche Kapazitäten hat, und mir freundlich in einfacher Sprache erklärt, was der Bildschirm gerade anzeigt und was die Werte bedeuten. Die Gelassenheit der beiden überträgt sich auf mich. Was auch immer kommen mag, bei ihnen im Wagen, in ihrer Gegenwart habe ich das Gefühl, wir sind in besten Händen, was auch immer geschieht.

Gerade hat sich mein Puls beruhigt, da springen diebBeiden auf: „Wir sind da.“ Sie schieben die Liege aus dem Wagen, heben sie vorsichtig an. Ich steige langsam aus und sehe das grell erleuchtete Schild „Zentrale Notaufnahme“. Gleich werden die drei mit der Trage hineineilen und sofort wieder raus, zum nächsten Rettungseinsatz. „Und ich?“, frage ich zögerlich. Sie lächeln: „Sie müssen einmal um das Gebäude herum in den Wartebereich.“ Eva-Lena Lörzer

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