berliner szenen: Es regnet Katzen und Hunde
Ich lasse mich im Außenbereich einer Bäckerei nieder, um die Zeit zwischen zwei Terminen mit einer Tasse Kaffee zu überbrücken, als es zu regnen beginnt. Erst sind es nur einzelne Tropfen, dann werden es mehr und mehr. Die Wolken ziehen sich zusammen, der Himmel verfärbt sich anthrazit, binnen weniger Minuten wird es düster. In der Ferne beginnt es zu donnern. Bald blitzt es vereinzelt und aus den Tropfen wird Platzregen. Es schüttet und schüttet. Der Bäckereiverkäufer, der mir den bestellten Kaffee rausreicht, verzieht das Gesicht: „Vielleicht kommen Sie doch besser herein.“ Ich aber beschließe, mir das Naturspektakel aus nächster Nähe anzusehen.
Da der Regen von beiden Seiten unter der Markise durchpeitscht, werde ich binnen kürzester Zeit vollständig durchnässt. Durch die schwüle Luft hat die Dusche etwas Erfrischendes, wenn nicht gar Erheiterndes. Es fühlt sich ein wenig an, wie als Kind im Hochsommer trotz aller Nein-Rufe der Eltern mitten in der Stadt bekleidet durch einen Rasensprenger zu rennen. Immer mehr Menschen gesellen sich zu mir unter die Markise der Bäckerei und in den benachbarten Hauseingang und warten auf das Ende des Unwetters. Die, die keine Zeit haben, sich unterzustellen, nehmen es mit Humor. Eine Frau streift ihre Boots ab und rennt kreischend barfuß über die Straße, die bereits einen so hohen Wasserstand hat, dass man nur watend durch das kühle Nass kommt. Andere schneiden Grimassen oder lachen, während sie mit selbst gebastelten Regenbedeckungen wie über den Kopf gehaltenen Jacken oder Zeitungen vorbeirennen. Eine Frau zückt ihr Handy und filmt die Passanten, die sich durch die Fluten kämpfen. Später beugt sie sich zu mir und meint: „Da zeigt uns die Natur mal, zu was sie so in der Lage ist. Das vergisst man in der Stadt so schnell.“ Eva-Lena Lörzer
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