berliner szenen: Zurück im Berliner Grau
Als ich nach einem längeren Aufenthalt in der andalusischen Ferienwohnung eines Freundes wieder in Berlin ankam, regnete es und der Himmel war grau. Die Menschen schauten grimmig und ich wünschte mich zurück zur mediterranen Leichtigkeit, wo ein kleines Fassbier in der Sonne nur 1,50 Euro kostet, begleitet von einem Schälchen Nuss-Mix. Und jetzt fuhr die S-Bahn am Südkreuz ein, ganz weit weg von dem Süden, aus dem ich gerade kam. Ich lief im Regen zur Bushaltestelle und fluchte innerlich, weil mein Bus erst in sieben Minuten kommen würde, während mich mein Rucksack immer weiter auf den nassen Asphalt drückte. Warum zur Hölle stand ich jetzt wieder hier, frierend und ohne Bier?
Ich befahl mir ein bisschen mehr Demut. Immerhin konnte ich den Januar in Berlin skippen, während andere keinen Freund mit Ferienwohnung im Süden haben und stattdessen bei Minusgraden und der unerträglichen Berliner Winter-Grimmigkeit ausharren mussten. Jetzt komm mal klar ey, sagte ich mir und lief zur Bahnhofsbuchhandlung. Ich betrachtete die Bücherwand mit den Neuerscheinungen und griff zu einem Stapel mit dem Roman von Haruki Murakami. Ich blätterte zum Anfang und las: „Du hast mir von der Stadt erzählt. An jenem Sommerabend wanderten wir, den süßen Duft von Gräsern atmend, flussaufwärts. Mehrmals stiegen wir die Kaskaden kleiner Wasserfälle hinauf und blieben hin und wieder stehen, um die schlanken silbrigen Fischlein in den Tümpeln zu beobachten.“
Immerhin findet man noch in Büchern Trost, dachte ich mir, als ich Murakami zurück auf den Stapel legte. In diesem Moment hörte ich eine tiefe Frauenstimme fauchen: „Kann man Bücher nicht auch gerade wieder hinlegen!?“ Hach ja, Berlin, es ist schön, wieder hier zu sein. Eva Müller-Foell
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