berliner szenen: Neues von der Tüftler-Tochter
Auf meinem Weg zu V. ist es plötzlich so unerwartet glatt, dass ich direkt hinfalle. Zum Glück habe ich mir diese ausgepolsterte Jacke gekauft, mit der ich bei minus 20 Grad darunter quasi nackt sein könnte ohne zu frieren. Jetzt hat sie mich davor bewahrt, dass mein Hintern wehtut. Na gut, er tut ein bisschen weh. Ich versuche meine Gliedmaßen wieder in die richtige Reihenfolge zu bekommen und aufzustehen, rutsche dabei aber weg, als ich eine Stimme höre: „Brauchen Sie Hilfe?“
Hinter mir steht eine Frau in meinem Alter mit einem Rollator.
„Danke, es geht schon.“
„Halten Sie sich hier fest und kommen Sie hoch.“ Sie zeigt auf eine Stange des Rollators. Ich will es allein schaffen, rutsche aber erneut weg und nehme das Angebot schließlich an. Als ich wieder auf meinen Beinen bin, bedanke ich mich.
Die Frau nickt. „Kein Problem“, sagt sie. „Hab eine verrückte Tüftler-Tochter, die hat so was gebastelt.“ Sie zeigt auf die Räder ihres Gefährts. Im Schein der Straßenlaterne erkenne ich kleine Spitzen an den Reifen.
„Das ist ja toll“, sage ich. Sie nickt. „Ist eine Folie. Habe ich auch an den Füßen.“ Sie zeigt auf ihre Schuhe.
„Aber reich ist sie damit noch nicht geworden. Na ja, kann ja noch werden. Sie ist 16 und hat sich noch andere Sachen für mich ausgedacht.“
Wir gehen ein Stückchen weiter, ich eher in Eislaufmanier. „Was denn?“, frage ich.
„Eine Spange für Masken, ein Geschirr, mit dem unser Hund Einkäufe trägt, einen Korb.“ Sie lacht. „Die ganze Wohnung ist voller Zeug.“
„Supertoll“, finde ich.
„Ja, sie hilft mir“, sagt die Frau. Wir verabschieden uns an der Ecke. Sie wünscht mir ein fröhliches Schlittern.
Später denke ich an die Tüftlerin und ihre Mutter und glaube, dass die beiden schon längst reich sind. Sie haben sich. Isobel Markus
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