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berliner szenenFahrrad fahren in Neukölln

Er weiß nicht, dass in meinen Kopfhörer „Moderat“ weiterklingelt, während ich ihm zuhöre – zu kompliziert beim Fahrradfahren die Musik auszuschalten, ohne die Handschuhe auszuziehen.

Wir fahren die Mariannenstraße Richtung Kanal runter. Er wohne wie ich in Neukölln, hat er erzählt, und möchte, dass ich ihm meinen Weg zeige. Denn nach der Tanzstunde, die wir in Kreuzberg besuchen, sei er bisher immer über den Moritzplatz gefahren. Ich nehme unterschiedliche Wege, je nach Jahreszeit und Laune: Im Sommer fahre ich am Kanal lang, wenn es kalt und dunkel ist, dann ist es schneller über den Kottbusser Damm. Wenn ich kein Licht habe, fahre ich die Reichenberger Straße auf dem Bürgersteig entlang, so wie mit ihm.

Wir hatten bisher nur einmal miteinander gesprochen: Ich lobte seinen neongrünen Nagellack, er meine Ohrringe. Diesmal geht es um Autofahrer und all das, was wir unterwegs mit dem Rad erleben.

Er zum Beispiel habe einen Fahrer beschimpft, ohne zu ahnen, dass er sein Nachbar war, bis dieser mit erhobener Faust aus dem Auto ausstieg und sie sich erkannten. Ich erzähle über einen Taxifahrer, der in der Linienstraße gegen mein Rad fuhr und sich erst beruhigte, als mir ein Mann zur Hilfe kam und auf die Motorhaube mit der Faust schlug.

Ein anderes Mal schimpfte ich in meiner Muttersprache, und dachte, dass niemand mich verstehen würde. Doch der Fahrer antwortete mir auch auf Spanisch und damit legte sich meine Wut.

Darüber lacht der radelnde Begleiter, als wir gerade die Weserstraße erreichen und das Moderat-Lied zu Ende geht. Wir fahren langsam nebeneinander, um uns besser unterhalten zu können und, als hätten wir einen unausgesprochenen Pakt geschlossen, lassen wir uns von den Autos hinter uns nicht irritieren.

Luciana Ferrando

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