piwik no script img

berliner szenenTermine online buchen

Der Teenager hat sich für ein Freiwilliges Soziales Jahr beworben. In der Altenpflege. Es war irre schwer, überhaupt einen Platz zu finden. Bei persönlichem Vorsprechen hieß es: „Ach, so was bieten wir gar nicht an.“ Telefonisch war nirgends jemand zu erreichen. Ich tippe auf akuten Personalmangel.

Aber dann fand sich doch was. Schriftliche Bewerbung und Vorstellungsgespräche sind gemeistert. Jetzt warten ein paar Formalitäten: Er braucht ein eigenes Girokonto, eine eigene Krankenversicherung, ein Führungszeugnis, Nachweis über ärztliche Untersuchung und über eine Hygieneschulung. So weit, so anstrengend.

Die Hygieneschulung gibt es beim Gesundheitsamt, Termine online buchbar. Zahlbar nur mit Karte. Mangels eigenem Konto muss ein Elternteil zum Bezahlen mit. Die Krankenversicherung kläre ich telefonisch. Vergesse dabei leider, nach der schriftlichen Bescheinigung zu fragen. Egal, die Post streikt und Briefe kriegen wir eh gerade keine. Aber die Versicherung hat eine Filiale im benachbarten Einkaufszentrum. Ich trage mein Anliegen an der Rezeption vor. „Haben Sie eine Vollmacht?“ Bitte? „Na, von Ihrem Sohn, der ist ja schon über 15.“ Ich bekomme den Schrieb dann trotzdem. Anschließend Termin bei der Bank mit beiden Eltern, weil Kind noch unter 18.

Fehlt nur noch das Führungszeugnis. Das beantragt man in Berlin beim Bürgeramt. Der Termin ist theoretisch online buchbar. Praktisch gibt in ganz Berlin keinen einzigen. Auf der Seite des nächstgelegenen Amtes heißt es lapidar, zwischen 8. Dezember und Mitte Februar gebe es „vorübergehend keine Termine. Grund für die Einschränkungen sind die anstehenden Wiederholungswahlen, bei deren Vorbereitung die Beschäftigten der Bürgerämter unterstützend tätig sein werden.“

Gaby Coldewey

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen