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berliner szenenÜberall Schoko­männer

Tut mir leid, junges Fräulein. Bin ohne Zigarette losgegangen und halte das Nichtrauchen nicht aus“, spricht mich ein Mann in der Dämmerung in einem Park an. Ich reiche ihm wortlos eine Zigarette. Er setzt sich auf die Bank neben mir, nimmt ein Bier aus seinem Rucksack, richtet seinen Blick auf einen Fuchs, der gerade aus dem Gebüsch kommt, und sagt: „Der Klassiker: zwei Rücklichter, nur eins funktioniert.“

Ich sehe zu ihm. Aber er guckt starr geradeaus, spricht anscheinend mit dem Fuchs oder mit sich selbst: „Mein trüber Finger, der war schuld. Aber vierzig Jahre vorher, da war doch auch ein Fuchs im Spiel. Die gleiche Erfahrung. Ein trüber Finger und ein Fuchs.“ Der Fuchs zieht seiner Wege. Der Mann sieht ihm nach und meint: „Bald wieder Weihnachten. Überall Schokomänner.“

Er holt eine zweite Flasche Bier raus, öffnet sie mit den Zähnen und sinniert laut: „Die einen brüllen dich zu Weihnachten an, die anderen feiern, die Dritten gucken in ihr Instagram und du? Warum gehst du nicht nach Hause und feierst? Na, weil das Schloss ausgewechselt wurde!“

Er prostet einem imaginären Gegenüber zu. Ich stehe auf. Beim Verlassen des Parks höre ich noch, wie der Mann sagt: „Und dann haben die mich mit dem Schmid verwechselt. Aber da gab es ja auch noch Telefone mit Schnüren.“ Ich frage mich, was hinter der Geschichte mit dem Fuchs und dem tauben Finger steckt. Ob der Mann wegen einem Fuchs auf der Fahrbahn einen Unfall verursacht hat, den er sich nicht verzeiht? Ob er daraufhin vor die Tür gesetzt und obdachlos wurde, weil er seine Schuldgefühle im Alkohol ertränkt und dadurch seine Arbeit verloren hat? Ob er überhaupt Alkoholiker oder obdachlos ist. Oder ob er ein psychisches Problem hat. Ich werde es nie erfahren. Eva-Lena Lörzer

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