berliner szenen: Wat übern Kopp gegeben
Vor dem Parfümregal in der Drogerie stehen zwei Frauen und sprühen ein Parfüm nach dem anderen auf kleine weiße Teststreifen. „Oh nee, das geht ja gar nicht“, sagt die eine mit einer großen pinken Handtasche und hält der anderen den Streifen unter die Nase. „Bei manchen Düften denkt man, da hat dir einer wat übern Kopp gegeben.“ Die andere nickt. Sie ist groß, blond, trägt einen Pferdeschwanz, Jogginghose und Daunenjacke.
„Oder der hier“, sagt sie und hält ihrerseits nun einen Papierstreifen hin. „Als hätteste ne Kohlsuppe mit Maggi gekocht.“ Die beiden lachen meckernd. „Man muss das sowieso auf der Haut probieren, das riecht bei jedem anders“, weiß die mit der pinken Tasche. „Hm“, brummelt die andere zustimmend. „Meine Kollegin hat ein Parfüm, wenn ich das rieche, da könnte ich in die reinkriechen, so gut riecht das. Wie frische Wäsche. Aber bei mir“, sie überlegt, „vergammelte Maiglöckchen mit nassem Hund, sag ick mal.“ „Also was für Naturfreunde“, sagte die andere. Sie lachen sich kaputt. Ich kichere, da sieht mich die Blonde an und sagt: „Hier wollen Se auch mal? Riecht nach Blumen.“ Ich rieche brav an dem Streifen, ziehe ein Gesicht und die Frau ergänzt: „Wie Blumen drei Wochen inna Vase mit Brackwasser.“
Da kommt eine Mitarbeiterin und bittet, damit aufzuhören. „Na is gut“, sagt die Blonde. „War ja nurn Spaß.“ Im Gehen guckt sie ihre Freundin an und grölt: „Ungefähr so’n Spaß, wie wenn n Dixieklo ausgepumpt wird.“
Die beiden verschwinden hinter den Regalreihen, aber ihr Lachen hört man noch durch den Laden. Die Mitarbeiterin und ich gucken uns an, dann wischt sie mit der Hand einmal vor ihrem Gesicht hin und her und sagt: „Balla balla, wa?“ Sie dreht sich um und brummelt: „Denen is wohl wat zu Kopfe gestiegen.“ Und das fand ich auch witzig. Isobel Markus
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