berliner szenen: Müllterror unter Sternen
Manche Wege sind dunkel, andere hell. Wurde der König gestürzt oder ist er davongestürzt?
Im Zwielicht schimmern auf der Wiese die Reste eines Gelages wie ein verstreuter Schatz. Blechdosen, Folien, Tüten, sogar Flaschen und in der Mitte ein verwaister Klappstuhl. Ein verstörendes Bild.
Das ist radikal, das ist Müllterror, kommen wir überein. Über das Privileg der Abfallvermeidung sollten wir mal nachdenken.
Und was es heißt, jemand wegen seiner Fernsehgewohnheiten zu dissen. Würdest du vielleicht jemand daten, der Jan Böhmermann witzig findet? Na siehste.
Von zwei Pfaden, die ein Stück unterhalb des Wegs in den Birkenhain führen, wählen wir den schmaleren. Dauernd setzen wir Zeichen. Für die Phänomenologie der Pfade müssen wir uns erst noch erwärmen. Wir sehen: schöne und weniger schöne Balkone, überwucherte Straßenlaternen, die wirken, als gehörten sie in Therapie, eine dünne Rauchsäule am Horizont, das im Gehen lesende Kind.
An der Kletterwand bewegen sich zwei Gestalten schnell in die Höhe wie Spinnen. Das sieht gefährlich aus, doch nicht unvermeidlich. Das Aldi-Logo leuchtet dafür recht heimelig.
Der Parkplatz ist auch gut besucht um diese Stunde. Einige schauen schon hinauf zu den Sternen. Auf der Brachfläche zwischen den Gleisen wachsen Obstbäume. In der Erinnerung steht dort ein Zelt. Als auf der Brücke die Lichter angehen, wird es plötzlich mondän. Immer verändert sich alles.
Der Urlaub bei den Eltern war friedlich. Sie werden jetzt alt. Die Frage nach der Versorgung und einem Platz in einem Hospiz in der Schweiz.
Ein Radfahrer hält an und fragt, wo er sich befindet. Ist das hier der Mauerpark? Seit einer Stunde fährt er im Kreis, sagt er.
Sascha Josuweit
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen