berliner szenen: Fernweh nach Halensee
Unser Privatjet hat eine Sonderfluggenehmigung. Meine Tochter darf mit ins Cockpit. „Unser heutiges Reiseziel“, rufe ich, „ist Südfrankreich!“ Ich nehme neben meiner Tochter Platz und stelle den Motor an. Für den Flug bin ich Pilotin und Reisebegleitung in einem. Echt anstrengend. Zum Glück dauert der Flug nur wenige Minuten. Beim Aussteigen ruft meine Tochter: „Jetzt habe ich aber Hunger!“ Ich schmunzle: „Tu as faim! Pui on va au restaurant.“ Ich bringe ihr Baguette, Brie und Roquefort, stelle „La vie en Rose“ an und sage: „Bienvenue en France, petite Mademoiselle!“
Am Vortag sind wir mit dem Auto nach Italien gefahren. Dort haben wir Spaghetti gegessen – ohne Löffel, so wie es sich dort gehört, dabei „Bella Ciao“ rauf und runter gehört und gesungen und uns anschließend im Meer – der Badewanne – erfrischt. Eine Woche davor haben wir es mit dem Auto bis nach Andalusien geschafft, wo es Tapas wie gefüllte Paprikaschoten und Oliven sowie Flamenco und spanische Charts gab.
Die Idee mit den Reisen habe ich von meiner Arbeit in einer Kinder- und Jugendeinrichtung: Die gibt, solange sie geschlossen bleiben muss, auf ihrer Webseite Tipps, was Familien während der Kita- und Schulschließungen mit ihren Kindern zu Hause machen können. Der erste Tipp war, jetzt, da niemand verreisen kann, in einem Pappkarton um die Welt zu reisen. Wochenlang habe ich die Tipps für die Webseite aufbereitet. Nun habe ich frei und komme dazu, sie auszuprobieren. Von den Reisen nach Italien und Spanien ist meine Tochter begeistert. Bei der Rückkehr aus Frankreich aber meint sie: „Können wir morgen einfach mit der S-Bahn zum Halensee fahren?“
Ich schlucke. Da wohnt ihr Opa, den sie aus Sicherheitsgründen noch eine Weile nicht sehen können wird. Eva-Lena Lörzer
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