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berliner szenenHier darf man alles, Mama

Mein Laptop geht nicht mehr an. Die Herstellerfirma hat alle Läden geschlossen und auch alle externen Werkstätten sind zu oder ausgebucht. Nur der Inhaber eines kleinen Ladens im Prenzlauer Berg meint: „Du hast Glück. Wir haben geöffnet. Komm einfach vorbei.“ Ich ziehe meiner Tochter Handschuhe und Halstuch an und erkläre, unser heutiges Spiel bestehe darin, durch die ganze Stadt zu fahren, ohne anderen Menschen nahezukommen. Sie fragt: „Wie bei Super Mario?“ Ich habe nie Super Mario gespielt, nicke aber.

Auf der S-Bahnfahrt zählen wir andere Mundschutzträger*innen. Dabei entdeckt meine Tochter einen Mann mit Schal, Sonnenbrille und Käppi und ruft: „Mama, der verstößt gegen das Vermummungsverbot!“ Ich muss grinsen, dass sie sich den Spruch gemerkt hat. Ich hatte das kürzlich – in Präcoronazeiten – scherzend zu ihr gesagt, als sie sich ihre Balaklava über ihr Gesicht gezogen hatte.

Als ich mit meiner Erklärung darüber, warum gerade alles drunter und drüber geht, fertig bin, haben wir unser Ziel erreicht. Beim Verlassen der Werkstatt meint meine Tochter: „So, alle Level gemeistert! Jetzt haben wir uns eine Belohnung verdient.“ Ich kaufe ihr ein Eis und beobachte das Treiben auf der Prenzlauer Allee: Vor den Restaurants sitzen Menschen und genießen die Sonne und selbst Läden, die nicht systemrelevant scheinen, haben geöffnet.

Meine Tochter zieht an meinem Arm: „Wollen wir auf den Spielplatz da?“ Ich schüttele den Kopf: „Du weißt doch ...“ Sie fällt mir ins Wort: „Guck dich doch um! Hier darf man alles. Und der Spielplatz ist sogar für Erwachsene.“ Ich folge ihrem Blick. Auf der Rutsche hat ein offensichtlich angeheiterter Mittfünfziger Spaß. Ich stöhne. Wie soll ich das jetzt wieder erklären?

Eva-Lena Lörzer

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