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berliner szenenDie App für den Partylärm

Vor dem Hostel herrscht Ruhe. Meistens jedenfalls. Aus den Schlagzeilen ist das Fantastic Foxhole Hostel verschwunden, offiziell gibt es das gar nicht mehr, trotzdem sieht man immer wieder einsame Touristenpaare im Studierendenalter mit Rollkoffern vor der türklingellosen Eingangstür lungern. Das Kaduka, die angeschlossene Bar, hat trotz intensiver Werbekampagne mal auf und mal nicht.

Neulich feierte die Yuma Bar ihr Zehnjähriges. Die Party wurde brav mit Zetteln an allen Haustüren publik gemacht, damit sich niemand beschweren möge. Es war ein heißer Sommertag, an dem man alle Fenster aufreißen möchte, um jede Brise mitzubekommen. Angekündigt war die Party für 16 Uhr, um 22 Uhr sollte Schluss sein. Stattdessen ging es um 14 Uhr los. Mit Stimmen und Geboller. Ich versuchte, mich auf dem Sofa auf die Wochenendausgabe dieser Zeitung zu konzentrieren, wurde aber fortwährend durch Quergedanken gestört: dass ich elektronische Musik schon immer schlimm fand; dass Techno echte Dödelmusik ist, Musik für Verstrahlte, die gerne wichtig tun, aber keine Seele haben; dass Musik nervt, wenn sie um die Ecke kommt, wenn man sie also nicht gut entziffern kann. Der Lärm kam aus dem benachbarten Hinterhof – aus dem Hinterhof der Kaduka Bar.

Die feierten sich also. Ich schlich zum Supermarkt und zurück. Ein Nachbar zeigte sich im Treppenhaus ähnlich genervt wie ich. Die Polizei rufen? Haben wir noch nie gemacht. Bis 22 Uhr dürfen sie ja auch, mutmaßte ich. Aber nicht mit 20 Dezibel über Wert, fand er. Oh, hast du so ein Lärmmessgerät? Nee, ’ne App. Wir werden alt, lachte ich. Die Überraschung kam pünktlich um 22.00 Uhr: Die Musik hörte auf, die Party war aus, und die Gäste gingen zufrieden nach Hause. Coole Leute, dachte ich.

René Hamann

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