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berliner szenenErst der Sport, dann die Chips

Am Wochenende nutzte ich mal den neuen Luxus aus, mit der verlängerten U3 direkt vom Görlitzer Bahnhof an die Krumme Lanke zu fahren. Nach etwas weniger als einer Stunde in der Bahn und durch den Wald war ich endlich am Wasser. Ich fand ein schattiges Plätzchen neben einer Großfamilie, die mit diversen Einkaufstüten und einem riesigen Schlauchboot angereist war. Aus den Tüten wurden zuerst belegte Brötchen, dann Bierflaschen geholt. Nur für die Kinder unter den Kindern gab es Capri-Sonne.

Mit Bier in der Hand und Kippe zwischen den Zähnen begannen die älteren Kinder, das Schlauchboot aufzupumpen, während es sich ihre üppige Mutter schon darin bequem machte. Um dieses Szenario nicht weiterhin unentwegt zu beäugen, ging ich baden.

Als ich wieder zurückkam, war die Familie gerade dabei, das Schlauchboot samt Mutter zu Wasser zu lassen, was mit einem schrillen Aufschrei der Mutter endete. Das Boot war an einer Stelle geplatzt, wie der älteste Sohn lautstark mitteilte, nachdem er es begutachtet hatte.

Mit enttäuschtem Gesicht lief eines der Kinder zurück zum Platz und kramte aus einer Einkaufstasche eine Chipstüte heraus. Als dies der Vater bemerkte, der die ganze Zeit regungslos in einem schwarz-rot-goldenen Campingstuhl gesessen hatte, sprang er auf und lief zu seiner Tochter. „Du musst erst schwimmen gehen, bevor du Chips essen darfst, sonst siehst du bald aus wie icke“, sagte der Vater und klatschte sich dabei warnend auf die Wampe.

Ich klappte das Buch zu, das ich lesen wollte, und ging wieder ins Wasser. Fast zeitgleich mit dem Mädchen, das ein paar Schwimmzüge machte und dann schnurstracks zu den Chips lief. Ich blieb noch etwas und setzte die Schwimmzüge des ­Mädchens fort.

Eva Müller-Foell

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