berliner szenen: So werden wie die eigenen Eltern
Ich glaub’, ich werd’ nie eine gute Hausfrau. Dagegen spricht nicht nur das Wort an sich, sondern auch, dass ich nicht weiß, wie das geht.Zum Glück steht es meist auf den Wasch- und Putzmitteln drauf und auch auf den Dingen selbst, die geputzt, gewaschen werden sollen, wie man’s machen soll. Auf meiner neuen Hose zum Beispiel lese ich: „Auf Grund der gebrauchenen Farben dieses Stück soll separat gewaschen.“
So weit kapier ich das, auch wenn die Grammatik nicht ganz stimmt. Aber dann geht es weiter mit „Aufpassen!“ – ich halte den Atem an, ich will jetzt nichts falsch machen – und dann: „Im falle dass dunkel Stück auf klares angezogen ist“.
Das verstehe ich nicht, trotz Atem angehalten, und auch nicht, als ich doch wieder atme, ganz tief sogar; Sauerstoff ist gut fürs Hirn.
Sollte ich nicht lieber rausgehen, in ’nen Park oder so, wo’s besseren Sauerstoff gibt, statt hier zu putzen und zu waschen mit Chemie in der Luft?
„Nein!“, denk ich. „Heute ist Haushaltstag!“ Das Wort kenn ich aus meiner Kindheit, wo mein Vater Haushaltstag kriegte, frei von der Arbeit, um zu putzen und zu waschen. Nur putzte und wusch er nicht; er ging in den Park.
„Ach“, denk ich. „Wie war das noch mal, von wegen so werden wie die eigenen Eltern? Will ich das? Eigentlich nicht.“
Trotzdem: Konflikt! Putzen und waschen, oder ab in den Park? Ich bin für Park, nur dass mein Vater sich im Park dann immer betrank. Gibt’s da nicht irgendein Mittelding?
„Beim Putzen betrinken!“, fällt mir sofort ein. Nur klingt das auch nicht wie das, was ich will; ich will einfach nur saubere Wäsche.
Und dann hab ich’s: Ich bring die Hose in ’ne Wäscherei! Dann komm ich raus an die Luft und sauber wird’s trotzdem. Sollen die sich doch rumschlagen mit „im falle dass dunkel auf klar“ und so weiter. Vielleicht können sie’s mir auch gleich noch erklären, fürs nächste Mal.
Joey Juschka
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