berliner szenen: Ein kleiner Abschied
Häppchen, ehrenamtlich
Steht ein Buffett an, ist auf sie Verlass. Die Kunstfreundinnen der Gedok hatten zur Finissage ihrer Ausstellung „pieces of mind“ im Haus am Kleistpark geladen. Ihr Stargast war Adrienne Goehler, den letzten Tag im Amt als Senatorin für Kultur und Wissenschaft. Nicht zuletzt durch ihr unermüdliches Auftauchen bei Projekten freier Träger war sie der Kulturszene ans Herz gewachsen.
Sie nutzte die Finissage für einen Rückblick auf die Frauenförderung. Von 105 Berufungen konnten 31 an Frauen vergeben werden. Dass von 17 Posten an den Universitätskliniken 7 an Frauen gingen, „war fast eine Revolution“. Allein schon durch die paritätische Besetzung von Jurys sei viel erreicht worden. „Gescheitert bin ich nur bei der Suche nach Intendantinnen. Da stehen die Frauen sich selbst im Weg.“ Was bekam sie von Powerfrauen zu hören? „Mein Mann will nicht nach Berlin.“
Für die Zukunft sah sie schwarz. Die Hoffnung, Gelder aus der Privatisierung des Theaters des Westens nutzen zu können, um die Zuwendungsverhältnisse zwischen Institutionen und der freien Szene zu verschieben, platzte. „Die weiteren Einsparungen“, fürchtet sie, „werden freie Projekte und die Frauen dort zuerst treffen.“ Man kann die Vereinsarbeit der Gedok und die politische Konzeption der Exsenatorin als erste und zweite Generation feministischer Strategien sehen. Phase drei versuchte Clara Wallner, Kuratorin von „Pieces of mind“, einzufordern. „Jüngere Künstlerinnen fürchten, nicht ernst genommen zu werden, wenn sie allein mit Künstlerinnen ausstellen.“ Sie hält eine neue Informationspolitk über Künstlerinnen für notwendig. Dann wurden die ehrenamtlichen Häppchen verputzt.
KATRIN BETTINA MÜLLER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen