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Archiv-Artikel

berliner spd und bund Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin

Nun hat sich Michael Müller seinen Vorstoß auch vom Landesvorstand absegnen lassen. Die Berliner SPD, so verlautete auf der Klausur des Vorstands am Wochenende, will auf der Bundesebene stärker mitmischen. Bereits vor einer Woche hatte der SPD-Fraktionschef wissen lassen, er könne sich den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit in „jeder bundespolitischen Rolle“ vorstellen. So geht also die Landes-SPD in die heiße Phase des Wahlkampfs mit dem alten Fußballschlachtruf: „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!“

KOMMENTAR VON UWE RADA

Doch anders als die Fans jener Vereine, die ihre Mannschaft damit ins jährlich stattfindende Pokalfinale im Olympiastadion treiben wollen, ist die Berliner SPD qua definitionem bereits vor Ort. Die Ankündigung Müllers ist demnach auch das Eingeständnis bisheriger Bedeutungslosigkeit auf Bundesebene. Nicht nur die Diepgen-CDU hatte in der Bundespolitik wenig mitzureden, sondern auch die Strieder- und Wowereit-SPD. Erst recht galt dies, als dieselbe die große Koalition beendete und ihr Glück fortan im Bündnis mit der PDS suchte.

Was aber bedeutet der Berliner Schlachtruf nun wirklich? Lässt sich bundespolitische Bedeutung einfach so dekretieren? Wohl kaum. Die Stärke von Wowereit ist vor allem die Schwäche des neuen SPD-Bundesvorsitzenden Kurt Beck. Was ein Pfälzer Landespolitiker kann, denkt man, kann zur Not auch einer von der Spree. Erst recht, wenn die politischen Vorlieben beider so weit auseinander liegen.

Gleichwohl ist da auch Riskantes dabei. Noch nämlich hat Wowereit die Wahl nicht gewonnen. Aber auch da kann der Schlachtruf nur nützlich sein: Müde Wähler zu mobilisieren ist derzeit die Hauptaufgabe der Berliner SPD. Was wäre da besser als ein bisschen mehr Bedeutung.