berlin-tourismus : Roter Teppich für Gäste
Es ist eine Erfolgsgeschichte. Der Berlin-Tourismus, einer der wenigen wachsenden Wirtschaftszweige, hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Der Grund ist einfach: Berlin ist zwar wirtschaftsschwach, aber imagestark. Es ist cool, interessant und verhältnismäßig günstig, Berlin zu besuchen. Die Stadt sollte mit diesen Pfunden wuchern, wo sie kann. Sie hat ohnehin kaum andere.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Schon heute setzt die Branche mehr als 5 Milliarden Euro um, bietet rund 66.000 Menschen Jobs. Von den Touristen profitieren weitere Berufsgruppen: Taxi- und Busfahrer, Kneipiers und Kellner, Verkäufer, Theaterleute, DJs, Türsteher und und und. Die wiederum zahlen Steuern, konsumieren, kurz: halten den Wirtschaftskreislauf in Gang.
Es gebieten also nicht nur Höflichkeit und Respekt vorm Menschen, sondern auch ökonomische Vernunft, Fremde und Touristen mit offenen Armen zu empfangen – hilfsbereit, feundlich, weltoffen. Angesprochen dürfen sich viele fühlen: maulende Busfahrer und flapsige Kellner, ruppige BVG-Kontrolleure und übereifrige Polizisten, ungeduldige Autofahrer und drängelnde U-Bahn-Nutzer, denen orientierungslose Touris im Weg stehen. Sie verhalten sich unangemessen – völlig inakzeptabel aber wird es, wenn Ostberliner Rechtsradikale asiatische Touristen oder Westberliner Jugendliche mit arabischen Background New Yorker Schläfenlockenträger angreifen.
Zum Glück lassen sich viele Touristen von aller Berliner Ungemach nicht abhalten, strömen auch dieser Tage wieder zu tausenden in die Stadt – September und Oktober sind beliebte Besuchsmonate. Und jetzt, Berliner: Bitte lächeln!