australien open : Die Progressiven
Die Diskussion beginnt jedes Jahr von vorn. Irgendeiner fragt die Spieler, ob ihnen ein späterer Termin der Australian Open nicht besser ins Konzept passe. Sie antworten: Ja, das wäre schön, Februar oder März wären recht. Doch dann meldet sich der Turnierdirektor und sagt, es gebe in dieser Angelegenheit keinerlei Absicht, etwas zu verändern.
Ende Januar gehen in Australien die großen Ferien zu Ende, und ein Termin außerhalb der Ferien würde sich negativ bei der Zahl der Zuschauer bemerkbar machen. Die lag im vergangenen Jahr bei 605.735, war größer als je zuvor und mehr als doppelt so groß wie beim ersten Turnier an dieser Stelle im Jahre 1988. Das dritte Jahrzehnt der Australian Open im Melbourne Park beginnt zur gleichen Zeit wie immer. Mit dem Umzug mitten in die Stadt begann die Moderne der Australian Open. Zwischen 1973 und 1987 wurde im grünen Vorort Kooyong auf Rasen gespielt, aber gegen Ende dieser Zeit war absehbar, dass etwas passieren musste, um den Status des Grand-Slam-Turniers nicht zu gefährden. In Kooyong war es zwar unter gestreiften Baldachinen und bei diversen Drinks nach Sonnenuntergang vergleichsweise idyllisch zugegangen, aber immer weniger Spitzenspieler hatten sich die Mühe gemacht, in Melbourne zu erscheinen.
Nach dem Wechsel gaben die bis dahin Rückständigen das Tempo vor. Als Erste präsentierten sie der Tenniswelt eine Arena mit beweglichem Dach, um dem wichtigsten Vertragspartner, dem australischen Fernsehen, auch bei Regen Spiele zu garantieren. In diesem Sommer, 21 Jahre später, wird der All England Club ein Dach über Wimbledons Centre Court präsentieren.
Es war eine Menge los in den ersten zwei Jahrzehnten im Melbourne Park. Zu den frühen Schockern gehörte John McEnroes Disqualifikation wegen Einschüchterung einer Linienrichterin und Beleidigung des Oberschiedsrichters. 1995 schwappte bei heftigen Regenfällen Grundwasser aus dem Yarra in die Rod Laver Arena und in die Katakomben. An das Spiel von Lleyton Hewitt und Marcos Bagdatis letztes Jahr erinnern sich nicht nur die, die mit ganz kleinen Augen an Ort und Stelle dessen Ende erlebten – um vier Minuten nach halb fünf in der Nacht. DORIS HENKEL