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Archiv-Artikel

ausstellung Auch Indonesier waren im Zweiten Weltkrieg Opfer

Warum ohne Hemd? „Na, das Hemd war von dem ständigen Schienenschleppen schon nach kurzer Zeit völlig zerfleddert und wir hatten doch nur das eine.“ Frans Banning lacht entspannt. Das Foto an der Wand hingegen zeigt einen eher ernsten, misstrauisch dreinblickenden Banning, als hätte es den heute 84-jährigen Niederländer zurück an den Ort verschlagen, den er nur mit viel Glück überlebte: das japanische Zwangsarbeiterlager der Jahre 1944 und 1945 im tropisch feuchten Klima des indonesischen Sumatra.

24 großformatige Bilder von alten Männern mit nackten Oberkörpern schmücken derzeit die Wände der Kellergewölbe der Kölner laif-Photogalerie. Sie zeigen Holländer und Indonesier so, wie sie die japanischen Besatzer an der Thailand-Burma-Bahn und an der Sumatra-Eisenbahn hatten schuften lassen: mit nacktem Oberkörper. Vor allem aber zeigen sie, dass im Zweiten Weltkrieg auch Menschen aus der so genannten Dritten Welt Opfer von Kriegshandlungen waren, dass auch Kolonisierte von den Eroberern zu Kriegsdiensten aller Art gezwungen wurden – was bislang nur wenige Historiker und Publizisten für erwähnenswert gehalten haben.

Der mehrfach ausgezeichnete niederländische Fotograf Jan Banning (50), der für zahlreiche internationale Magazine und Zeitungen als Reporter unterwegs ist, hat zur Eröffnung der Ausstellung „Spuren des Krieges“ seinen Vater mitgebracht. Der hatte ihn mit seinen Erzählungen vom Überlebenskampf zehntausender holländischer Kriegsgefangener und einheimischer Zwangsarbeiter in der Kolonie Niederländisch-Indien inspiriert. Frans Banning überlebte – ein Drittel der holländischen und 90 Prozent der javanischen Zwangsarbeiter nicht. Seit den Achtziger Jahren beschäftigt sich Banning mit den Spätfolgen von Kriegen und hat auch in Vietnam, Kambodscha, Mosambik und Ex-Jugoslawien recherchiert.

Für sein Projekt nahm der World-Press-Award-Preisträger Porträts von 24 Überlebenden auf und führte ausführliche Interviews mit ihnen. Das Ergebnis ist überaus sehenswert und schärft im Jahr des deutschen Gedenkens an den „Bombenterror der Alliierten“ den Blick für die Opfer. HENK RAIJER

„Spuren des Krieges“, bis zum 15. April in der laif-Photogalerie, Merowingerstr. 5-7; Di bis Sa 15 bis 20 Uhr