piwik no script img

ausgeflogenKnattertante wird gebrechlich

Das Wichtigste vorneweg: Dass sie am höchsten Fest des Hamburger … naja, nicht direkt Kirchenjahrs den schönsten Himmel der Welt befliegt, also den über uns, bleibt möglich. Der Hafengeburtstag ist also gesichert. Insofern lagen einige Berichterstatter daneben, als sie zum Wochenanfang „Das Aus für die ‚Tante Ju‘“ vermeldeten – zumindest die, die ohne Fragezeichen formulierten.

Was die Lufthansa-Stiftung – genauer: „Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung“ – aber sehr wohl für beendet erklärt hat, ist die Möglichkeit, den anachronistisch wenig windschnittigen Flieger als zahlender Passagier zu besteigen. Hintergrund ist, kaum überraschend, das schnöde Geld: „Der Flugbetrieb der Ju 52 wurde Jahr für Jahr mit hohen Beträgen bezuschusst“, ließ die Lufthansa wissen. „Ein wirtschaftlicher Betrieb war auch perspektivisch nicht zu erreichen.“

Was man, für sich genommen, banal finden könnte: Denn dass so ein nicht mal 20 Passagier*innen fassender Vogel nicht rentabel ist, und das trotz Mitflugpreisen zwischen 275 und 459 Euro, das ist nicht überraschend. Bloß: Als die Airline die Maschine 1984 heimholte, aus Florida, wo sie eigentlich schon dem Altmetall entgegendämmerte, geschah wegen des anstehenden Firmenjubiläums – und eine Geburtstagsparty, naja, rechnet sich auch selten im engeren Sinn.

Mehr als 5.000-mal baute der Junkers-Konzern ab 1932 Maschinen dieses Typs, und, ja: Etliche davon waren im Krieg im Einsatz. Mit dem Alter ist die Wartung, sind vor allem auch Ersatzteile ein Pro­blem. Und spätestens, seit im August vergangenen Jahres in der Schweiz eine Ju 52 abstürzte und alle 20 Menschen an Bord ums Leben kamen, haben Fragen von ermüdetem Material jede etwaige Unschuld verloren.

Ob das der Hamburger SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs präsent hatte, als er sich twitternd der Sache annahm? Wiederholt hat er leider nicht das Bonmot, die Ju 52 gehöre „zu Hamburg wie der Fernsehturm“ – ein Satz, so schön wie gefährlich: Denn dass der Telemichel nicht irgendwann auch als zu wenig rentabel endgültig stillgelegt werden könnte, das ist ja eine reale Möglichkeit.

Alexander Diehl

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen