arbeitsmarkt : Ferner Frühling
März 2004: Rund 10.000 Berliner weniger sind offiziell arbeitslos gemeldet als im gleichen Monat ein Jahr zuvor. Rund 11.000 Berliner werden als eine Art Ich-AG gefördert. Ein reiner Zufall der Zahlen? Nein und ja.
KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER
Der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich liegt auch an den statistischen Bereinigungen, die die Arbeitsmarktreformen der rot-grünen Bundesregierung hervorgerufen haben, an der Zunahme der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Und daran, dass sich immer mehr Arbeitslose selbstständig machen, um etwas zu tun. Selbst wenn ihr Geschäftsmodell kaum Aussicht auf einen nachhaltigen Erfolg haben sollte.
Grundsätzlich hat sich an der angespannten Lage auf dem Berliner Arbeitsmarkt wenig geändert: Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs geht weiter zurück, sogar die traditionelle Frühjahrsbelebung fiel in diesem Jahr aus – von Februar auf März stieg die Arbeitslosigkeit leicht an. Und im ersten Quartal des Jahres wurden weniger neue Stellen geschaffen als noch im Jahr zuvor. Anzeichen einer Konjunkturerholung, wie sie Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) gestern ausmachte, sehen anders aus.
Bleibt das Prinzip Hoffnung. Nicht auszuschließen, dass in der zweiten Jahreshälfte bundesweit die Konjunktur anspringt – und dass davon auch etwas auf die Hauptstadt überschwappt. Dann, und nur dann, könnte die Arbeitslosigkeit in Berlin tatsächlich zurückgehen – wobei über die Qualität der möglichen neuen Jobs noch nichts gesagt ist.
Im Moment aber gleichen sich die Vorhersagen für den Arbeitsmarkt und das Wetter: Der Frühling ist fern.
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