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Archiv-Artikel

antifaschisten kritisieren schießsportanlage Historischer Volltreffer

Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein normaler Handel: Weil die Schießsportanlage im Kirschweg in Altglienicke wegen der hohen Betriebskosten Geld benötigte, suchte man einen Sponsor – und fand ihn: Die Carl Walter GmbH sagte zu, die jungen Sportschützen mit Waffentechnik auszurüsten. Im Gegenzug wurde die Treptower Schießhalle vor kurzem auf den Namen „Walther-Arena“ getauft.

Doch der Name Carl Walther fiel einem Mitglied des Bundes der Antifaschisten (BdA) in Treptow auf. Und eine Internetrecherche bestätigte: Die Firma Walther produzierte während des Zweiten Weltkriegs für die Nazis Kriegswaffen und ließ Zwangsarbeiter im KZ Neuengamme bei Hamburg für sich arbeiten. „Als Vorbild für die Sportjugend ist das eine sehr makabre Sache“, kritisiert die Vorsitzende des Bundes der Antifaschisten (BdA) Treptow, Ellen Händler, den neuen Namen der Sportanlage.

Zwei Tage vor der Namenstaufe wurde das Thema noch eilig in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) aufgerollt. Schließlich hatte das Land Berlin zusammen mit dem Bund 3 Millionen Euro dafür bezahlt, dass vor vier Jahren die Schießsportanlage gebaut werden konnte. Svend Simdorn (CDU), Stadtrat für Bildung und Sport, bestätigte die unrühmliche Vergangenheit der Firma Walther auf Anfrage der Linksfraktion. „Wir sind uns der Bedeutung bewusst“, sagte er. Die Firma Walther habe aber NS-Opfer entschädigt und bestehe ohnehin nur noch als Markenname, weil sie vom Sportwaffenhersteller Umarex gekauft wurde.

Simdorn hat mit dem ansässigen Verein PSV Olympia Berlin vereinbart, dass die Jugendabteilung über die Geschichte der Firma Walther forscht. Daraus soll eine Wandzeitung auf dem Sportgelände entstehen. Auch soll der Verein, Umarex und der Treptower Bund der Antifaschisten miteinander sprechen. „Was wir machen können, haben wir gemacht“, sagt Simdorn.

Der BdA begrüßt den Kompromiss der geplanten Ausstellung. Doch fordert er ein sensibleres Bewusstsein, wenn künftig Namen vergeben werden.

BENJAMIN VON BRACKEL