annette düring, exklusivgewerkschafterin : Ein integrativer Mensch
■ Die Pädagogin wird Vorsitzende des DGB-Verbandes Weser-Elbe-Bremen Foto: DGB
Wer geradlinige Karrieren mag, wird von Annette Düring schwärmen. Zwar stammt die 49-Jährige aus dem widersprüchlichen Landstrich Ost-Westfalen. Im Vergleich mit ihrem Lebenslauf jedoch ähnelt der Ur-Meter einer Steilkurve. Seit Samstag ist die Diplom-Pädagogin Vorsitzende des durch Fusion entstandenen DGB-Regionalverbandes Elbe-Weser-Bremen. Der hat 120.000 Mitglieder, zur Gründungsversammlung waren 67 Delegierte gekommen, von denen 66 sie quasi akklamierten. „Ich“, sagt sie, „bin ein integrativer Mensch“.
Zuvor hatte die Bremer Vorsitzende Helga Ziegert erklärt, nicht mehr anzutreten. Die 64-Jährige hatte ein Jahrzehnt gut damit leben können, als SPD-Abgeordnete stets senatstreu abzustimmen und oft am selben Tag völlig konträre DGB-Forderungen zu verkünden. Das wird bei Düring nicht vorkommen: Sie ist zwar auch SPD-Mitglied, lebt aber in Cuxhaven, Niedersachsen, und hat sich „ganz bewusst nie für ein Mandat beworben“, nicht einmal als Stadtverordnete: Düring ist exklusiv Gewerkschafterin.
„Ich bin da so reingerutscht“ sagt sie, über eine Schwangerschaftsvertretung als Jugendreferentin nach dem Studium und einem halben Jahr Arbeitslosigkeit in Bremen. Von dort wechselte sie 1989 als Abteilungsleiterin nach Hannover, um 2001 als Gewerkschaftssekretärin nach Bremen zurückzukehren. Seit 2003 arbeitet sie als Vorsitzende des Regionalverbandes Elbe-Weser. Da fängt sie im neuen Job wenigstens nicht ganz bei Null an.
Düring kündigt an, dass die Hauptrolle ihrer inhaltlichen Arbeit die Bremer Landespolitik spielen werde – und verspricht: „Wir stellen uns neu auf.“
Klingt gut. Aber auch etwas unbestimmt, ähnlich wie ihre Äußerungen zur Wirtschaftskrise. Anlässlich der Berliner Großkundgebung im Mai stellte sie fest, dass Demos allein nicht reichen. „Wir müssen uns vor Ort in die Diskussion über das staatliche und gesellschaftliche Handeln einmischen“, forderte sie damals in einem Interview. Und mahnte: „Das muss schnell gehen“. Eine Einsicht, die an Schärfe nur kaum dadurch verliert, dass sie 21 Jahre Funktionärstätigkeit zum Reifen hatte. BES