amoklauf & wm : Die Grenzen der Sicherheit
Die feierliche Eröffnung des Hauptbahnhofes wurde von einem Amoklauf eines Jugendlichen überschattet. Wer jedoch einen direkten Zusammenhang zwischen der Gewalttat und dem Bahn-Event herstellt oder gar ähnliche Taten während der Fußball-WM prophezeit, macht einen Fehler – oder will Aufmerksamkeit erheischen.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Noch ist vieles über den Täter und seine Motive unklar. In den meisten Fällen aber haben Amokläufer persönliche Probleme, fühlen sich zu wenig wahrgenommen oder sind, aus welchen Gründen auch immer, verzweifelt. Zum Gewaltausbruch kann es überall kommen, wo sich viele Menschen versammeln: in der U-Bahn, in der Kneipe, in der Schule, in der Disko. Niemand etwa kann verhindern, dass ein gewalttätiger Besucher eines Rockkonzerts einer Bierflasche den Boden abschlägt und damit andere Musikfans verletzt.
Fußballstadien sind vergleichsweise sichere Orte. Gründliche Einlasskontrollen fördern Messer zutage, Glasflaschen sind tabu. Auch auf der Fanmeile am Brandenburger Tor wird es Eingangskontrollen geben, Getränke dürfen Besucher nicht mitbringen. Das hat ganz offensichtlich nicht nur finanzielle, sondern auch Sicherheitsgründe. Dass ein aggressiver Fan um sich schlägt, lässt sich so zwar nicht verhindern – wenigstens aber hat er keine Waffe in der Hand.
Im Fall des Falles sind nicht nur Sicherheitskräfte, sondern auch Besucher gefragt. Durch besonnenes, entschlossenes Auftreten lässt sich manche Gewalttat im Ansatz eindämmen; so können zumindest weitere Aktionen verhindert werden. Erst am Himmelfahrtstag haben dies Passanten in Prenzlauer Berg gezeigt, als sie bei einem Übergriff schnell zur Stelle waren. Mehr lässt sich nicht tun.