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Archiv-Artikel

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Steffi Graf spielt wieder Tennis – in der Juxliga WTT Pro League. Thomas Haas, Boris Becker und Anna Kurnikowa mischen natürlich auch mit

Steffi Graf spielt wieder Tennis. Ja, sie schwingt den Schläger. Die ehemals weltbeste Tennisspielerin ist mit etlichen anderen Tennisstars von einst und jetzt auf den Meldelisten der WTT Pro League zu finden. WTT steht für World Team Tennis und ist so etwas wie die ernsthafteste Gaudiliga des Racketsports. Die ehemalige Brühlerin, der als Ehefrau von Andre Agassi und Mutter zweier Kinder ein bemerkenswerter Rückzug aus dem Rampenlicht gelungen ist, griff gestern für die Houston Wranglers zum Schläger. Es dürfte wohl das einzige Mal in diesem Jahr gewesen sein, dass Graf so etwas wie ein offizielles Spiel bestritten hat. Am Dienstag traf sie mit ihren Wranglers auf die Sacramento Capitals, das Team von Anna Kurnikowa.

Ja, auch die Russin spielt noch Tennis. Sie ist bereits zum dritten mal hintereinander beim WTT-Spektakel dabei. Für sie ist es eine gute Gelegenheit, sich und ihren Körper zu vermarkten, ohne sich auf den Tennisplätzen der großen und ernsthaften Turniere blamieren zu müssen. In der WTT-Saison ist sie nach wie vor ein Star. Aber beileibe nicht der einzige. Für die New York Sportimes gehen beispielsweise John McEnroe und Martina Hingis an den Start. Der Australier Patrick Rafter spielt für die Philadelphia Freedoms, und Wimbledonsiegerin Venus Williams tritt mit den Delaware Smash an. Graf spielt mit Thomas Haas in einem Team. Denn die WTT-Meisterschaft ist ein Mixed-Wettbewerb der besonderen Art. Es wird eine Art Fünfsatzmatch ausgespielt.

Im ersten Satz treten die Männer gegeneinander an, dann die Frauen, darauf folgt ein Satz Männerdoppel und ein Satz Frauendoppel. Entschieden wird das Spiel dann durch einen Mixed-Satz. Fünf Spielgewinne reichen für den Satzgewinn. Die Ergebnisse der einzelnen Sätze werden einfach addiert, so dass sich nicht die Mannschaft Sieger nennen kann, die die meisten Sätze für sich hat entscheiden können, sondern jenes Team, das mehr Spiele als das andere gewonnen hat. Das Ergebnis der letzten Partie von Steffis Mannschaft, den Wranglers aus Houston, gegen die Saint Louis Aces lautete beispielsweise 18:21.

Die Liga ist nicht unbedingt das, was man einen Publikumsmagneten nennt. In der letzten Saison sahen 150.000 Zuschauer die 85 Partien bis zur Meisterschaft. Mit dem Schnitt von 1.800 Zuschauern pro WTT-Begegnung kann es beinahe die ein wenig in Vergessenheit geratene Tennis-Bundesliga mit der amerikanischen Serie aufnehmen. Sponsoren sind es, die die WTT-Saison Jahr für Jahr ermöglichen. Gerade wird die bereits 30. Spielzeit der Pro League ausgespielt, die in den 70er-Jahren unter anderen von der sechsmaligen Wimbledonsiegerin Billie Jean King ins Leben gerufen worden war.

Zwar werden Antrittsgagen für die Alt- und Jetztstars gezahlt, doch das dürfte nicht der Grund sein, warum sich Steffi Graf hat überreden lassen, in der WTT Pro League aufzuschlagen. Sie macht es, so sagt sie, auch aus Dankbarkeit dafür, dass sich die Wranglers-Besitzer Jim und Linda McIngvale den Stiftungen des Ehepaars Agassi-Graf gegenüber in den letzten Jahren immer generös gezeigt haben. Allzu ernst wird sie die Matchs nicht nehmen. Zu unangenehm sind sicher auch die Erinnerungen an die Rücken- und Knieprobleme, die den Herbst ihrer Karriere geprägt haben. Dennoch freute sich sie vor ihrem Einsatz darauf, den Zuschauern eine andere Steffi Graf zu präsentieren: „Ich glaube, sie werden sehen, dass ich lockerer bin als früher.“

Steffi Graf und Thomas Haas sind übrigens nicht die einzigen Deutschen in der Mixed-Liga. Wo sich Tennisprominenz von einst und heute trifft, da fehlt natürlich auch ein Boris Becker nicht. Der soll nächste Woche für die Hartford Fox Force gegen Houston antreten. Steffi Grafs Kurzausflug zurück in die große Tenniswelt ist dann schon wieder Vergangenheit.

ANDREAS RÜTTENAUER