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Archiv-Artikel

am po Russia on Ice

In der großen russischen Tanztruppe drückten sich die Sieger gegenseitig die Kamera in die Hand. Mitternacht war lang vorüber, aber die Auslöser klickten und klickten und klickten. Assistenzcoach Jewgeni, selbst zweimal Olympiasieger, knipste Tatjana, Roman und Alexander; Roman knipste Tatjana und deren Tochter Sascha; Alexander, der Coach, knipste Tatjana, die nebenbei auch seine Frau ist, und deren Mutter. Dann kam noch ein Alexander dazu, nennen wir ihn mal den Großen, weil er der erste Olympiasieger in dieser Sportart war, und die berühmte dicke Trainerin mit Namen Tatjana, und sie fanden einfach kein Ende. Lachten und herzten sich und hielten immer wieder die Medaillen hoch. So lange, bis der Hallenchef schließlich das Licht runterdrehte und sie alle in ihrem Glück allein leuchten ließ.

Kein Wunder, dass sie miteinander in Gefühlen schwelgten. Die Goldmedaille von Tatjana Nawka und Roman Kostomarow im Eistanz war die dritte für das russische Eiskunstlaufteam nach dem Sieg der Paarläufer Totmianina/Marinin und dem Triumph von Jewgeni Pluschenko. Und nun fehlt ihnen zum kompletten Satz nur noch Gold für Irina Slutskaja. Kostomarow sagt, es sei schwer gewesen, die Vorgabe zu erfüllen; nach den Erfolgen der Landsleute habe er zunehmend Druck verspürt.

Nicht nur deshalb; sie tanzten wohl zum letzten Mal in diesem Theater. Nawka sagt, es sei zwar noch nicht entschieden, aber bei der Weltmeisterschaft Mitte März in Calgary werde man sie vermutlich nicht mehr sehen: „Es war ein langer Weg. Dieses Kapitel in meinem Buch ist jetzt zu Ende.“ Die Freude darüber ist nicht schwer zu verstehen. Was sie in ihrer Laufbahn erlebt hat, reicht für mehrere Bücher. Darin kommen drei Tanzpartner und ein Länderwechsel vor, eine Liebesgeschichte mit dem Mann, der nun ihr Coach ist, Alexander Schulin, Heirat und Geburt der gemeinsamen Tochter im Mai 2000, danach der zweite Versuch mit Kostomarow als Partner auf dem Eis und in dieser Konstellation nun das Gold.

Kostomarow durfte die Frau des Coaches nach der Kür gefahrlos umarmen und küssen; der sah in der Pose des Gönners zu und freute sich über seinen Anteil an der Goldmedaille. Schließlich ist es auch seine erste. Mit seiner damaligen Lebens-und Laufpartnerin Maja Usowa hatte Schulin bei den Spielen in Albertville Bronze und zwei Jahre später in Lillehammer Silber gewonnen. Besiegt übrigens von Jewgeni Platow, der seit einem Jahr sein Assistenzcoach ist.

Wenn man all die Namen der Großen dieses Sports nennt, dann lässt sich allerdings nicht verschweigen, dass es glanzvollere Sieger im Olympischen Eistanz als die des Jahres 2006 gegeben hat. Die Kür von Nawka/Kostomarow zur Musik von George Bizets sattsam bekannter „Carmen“ wirkte eher konventionell, dennoch war es die beste des Abends. DORIS HENKEL