piwik no script img
taz logo

Archiv-Artikel

alle für den frieden (24) Massendichtung

Wer soll das alles lesen?

Von CHT

500.000 demonstrierten gegen einen neuen Krieg am Golf. Die ganze Nation eine Friedensbewegung? Die taz stellt täglich vor, wer sich so rührt.

„Kennst du das Land, wo die Kanonen blühen? Du kennst es nicht? Du wirst es kennen lernen!“ Erich Kästner war nicht der erste Deutsche, der gegen den Krieg dichtete, und wahrlich nicht der letzte. Christa Wolf folgte ihm, und es müssen noch jede Menge mehr gewesen sein, denn 15.000 Gedichte zum Thema hat die Schriftstellerin Wolf auf einer CD-ROM gesammelt und der Kulturstaatsministerin Christina Weiss im Kanzleramt übergeben.

Die Speerspitze der Gedichtesammler gegen den Krieg bilden die „poets against the war“ in den USA unter Führung des Dichters Sam Hamill. „Angewiedert“ von einer Einladung der Präsidentengattin Laura Bush forderte er zur lyrischen Attacke auf die Lesung auf. Aus Furcht vor der Politisierung des Kulturaustausches im Weißen Haus sagte Laura Bush das Treffen kurzfristig wieder ab.

Solche Scharmützel drohen in Deutschland nicht. Schon im Januar waren Christa Wolf et al. gern gesehene Gäste im Kanzleramt bei einer Künstlerdebatte über Krieg und Frieden im Irak. Was aber helfen dem Frieden 15.000 Gedichte in der Hand von Christina Weiss? Würden sie Pflichtlektüre für deutschen Soldaten vor jedem Einsatz, eine deutsche Beteiligung am Krieg käme so schnell sicher nicht zustande – schon aus Zeitgründen. CHT

Morgen: Money for peace – Lösegeld für die Türkei

taz zahl ich illustration
taz zahl ich

Ihnen liegt die taz am Herzen?

Dann hätten wir eine Bitte: Unterstützen Sie uns mit einem freiwilligen Beitrag! Denn wir sind auf unsere Leser:innen angewiesen, wenn wir taz.de auch weiterhin frei zugänglich halten wollen. Mit nur 5,- Euro sichern Sie unseren Journalismus und die Zukunft der taz – sind Sie dabei?