alle für den frieden (18) : Gastronomen, ganz unamerikanisch
Weg vom Buffet
500.000 waren auf der Demonstration gegen einen neuen Krieg am Golf. Die ganze Nation eine Friedensbewegung? Die taz stellt täglich vor, wer sich so rührt.
Liebe geht durch den Magen, so heißt es im Volksmund. Friedensliebe wohl auch. Das scheinen sich zumindest die Macher des „Locus“ am Kreuzberger Marheinekeplatz zu denken. Zwei Jahre lang konnte man hier im Schatten der Markthalle sonntags wunderbar US-amerikanisch brunchen und von einer Reise in die Staaten träumen: bei Bacon and Eggs, Chicken Wings, Mais und allem, was dazugehört.
Doch damit ist seit vier Wochen Schluss. „Aus politischen Gründen eingestellt“ heißt es auf dem Plakat, das seitdem weit sichtbar im Schaufenster hängt.
„Es geht nicht darum, US-amerikanische Produkte zu boykottieren“, sagt die Kneipenchefin. „Wir wollen ein Statement gegen die Bush-Politik abgeben.“ Nicht alle Gäste haben dafür Verständnis. „Manche fragen uns, warum wir dann noch immer Coca-Cola im Angebot haben.“ Doch die aus dem Sortiment zu nehmen, daran denkt die Locus-Chefin nicht.
Sie wollte das Buffet zunächst ganz streichen. Doch dann lieferte ihr der amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld die Idee für die Nachfolge. Seitdem er die Bundesrepublik mit Kuba und Libyen als Nichtstuer im Kriegsfall auf eine Stufe stellte, wird im Locus sonntags kubanisch gebruncht – bei Kaffee mit Rum und Zigarre. SAM
Tomorrow: Give the White House a call – Ex-Berliner