abschlussprüfung : Gymnasium wird bevorzugt
Die zentrale Abschlussprüfung in der zehnten Klasse soll am Gymnasium ausgesetzt werden. Auch wenn das – wie behauptet – nur eine Ausnahme ist, ist es doch eine Ungleichbehandlung: Die Einführung der Abschlussprüfung ließe sich für alle Schulformen leicht um ein Jahr verschieben. Zudem muss das Schulministerium erklären, warum an Gymnasien und Gesamtschulen mit zweierlei Maß gemessen werden soll, obwohl beide eine Oberstufe haben.
KOMMENTAR VON BRIGITTE SCHUMANN
Auch deshalb ist zu vermuten, dass diese Ausnahmeregel nur eine neues Reglement vorweg nimmt: Für Schüler von Gesamtschulen, Realschulen und Hauptschulen steht dann eine neue Hürde vor der gymnasialen Oberstufe. Gymnasiasten werden dagegen einfach zum Abitur durchgewinkt. Als hätten wir nicht schon ein zutiefst ungerechtes Schulsystem, würden dann sozial privilegierte Gymnasiasten nochmals begünstigt. Damit verbunden wäre eine gesellschaftliche Abwertung der nichtgymnasialen Bildungsgänge und der dort erbrachten Schülerleistungen.
Mit dem auch von Schulministerin Sommer gerne beschworenen Prinzip der Chancengleichheit hat das herzlich wenig zu tun. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass eine Ministerin dem Druck der Gymnasial-Lobby nachgibt, die im Ministerium starken Rückhalt hat und dort seit langem für die Vorherrschaft des Gymnasiums gegenüber der Gesamtschule kämpft.