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Archiv-Artikel

Zurück ins goldene Assyrien

Vom Hamster, der schreiben lernt, sich letztlich aber doch ins vergangene Assyrien verflüchtigt, weil er da „hamstergemäßer“ leben kann. Lesung im Literaturhaus

Von PS

Natürlich, er kann Meerschweinchen nicht ausstehen, weil die so quieken, und Katzengeruch erträgt er schon gar nicht. Und doch landet Hamster Freddy letztlich in deren Gesellschaft: „Freddy – Ein wildes Hamsterleben“ hieß das Buch, mit dem Dietlof Reiche seine inzwischen auf fünf Bände angewachsene Reihe begann und aus dem er jetzt im Literaturhaus liest.

In halb-cooler, aber keineswegs überzogener Sprache erzählt der Hamster von seiner Flucht zum Engländer John. Natürlich muss er sich dort erst mit anderen Tieren zusammenraufen, dann zeigt sich, er ist im Paradies: Nicht nur das Tippen am Computer lernt der Hamster, sondern auch das Lesen in den zahlreichen Schmökern, die bei Master John stehen – ein richtiger Gebildeter wird er also.

Doch das ist, so suggeriert es der jüngste Band Freddy – Ein Hamster ist verliebt – nicht Art der Hamster, die ja aus Assyrien stammen. Und als sich die Chance bietet, per Zeitreise in die Vergangenheit zu reisen, ergreift Freddy sie sofort. Und entdeckt, dass es echte Käfer gibt – und das Hamsterweibchen Suleika. Und so beschließt er, ein zweites Mal nach Assyrien zu reisen und dort zu bleiben. Denn das Schreiben sei ohnehin nur Kompensation gewesen, erfährt er in seinem Abschiedsgespräch mit Johns Kater. Ein eigenartig rechtslastig-ideologisches Verständnis von „naturgemäß“ scheint hier durch. Zudem fällt unangenehm auf, dass Reiche in seinem jüngsten Band penetrant mit eingestreuten Appetizern auf die vorigen Bücher verweist, als wolle er erzwingen, dass die Kinder die Eltern belagern, auch diese Bände zu kaufen. PS

Lesung: Do, 5.6., 15 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38