■ Zur Person: Robert Bücking
Der designierte Ortsamtsleiter Mitte, Robert Bücking (42) hat sein ganzes Leben in Bremen verbracht. Der Vater war Schlosser, entstammt einer kommunistischen Familie. Mit 17 steckten ihn die Nazis in den Knast.
Warum Robert 1969 von der Schule flog, daran will er sich heute ungern erinnern. „Weil wir verrückt waren, damals“, sagt er. Die Schulstrafe war so empfindlich, daß er nach Hannover ausweichen mußte, um Abitur zu machen. In Familientradition ging er dann in die Schlosser-Lehre bei Lloyd-Dynamo, aus politischer Überzeugung: „Ich habe gedacht, das ist der richtige Weg. Natürlich war ich damals im KBW.“ Er wurde Jugendvertreter, war Sprecher der Jugendlichen, die in den frühen 70er Jahren die „Mainstraße“ besetzten, ein leerstehendes Schulgebäude, aus dem ein Jugendzentrum werden sollte. Die Polizei machte der Idee ein Ende.
Und natürlich fand er nach der Schlosser-Lehre in Bremen keinen Betrieb, der ihn einstellte, mußte nach Achim ausweichen. Ende der 70er Jahre „war die proletarische Zeit vorbei“, Bücking engagierte sich beruflich in einem (eher „alternativen“) Arbeits- und Ausbildungsprojekt der Pfadfinder am Hulsberg und – politisch – in der Anti-AKW-Bewegung, der Friedensbewegung, für die Bombenzugblockaden. Von Partei hatte er genug – „bei den Grünen bin ich nie eingetreten“.
Irgendnwann war für ihn dann die Zeit der selbstorganisierten Projekte und der ABM-Stellen-Wirtschaft vorbei, er wollte seine handwerklichen Fähigkeiten in die ästhetische Richtung weiterentwickeln – und machte eine Design-Ausbildung.
Ganz von der Politik zu lassen, muß ihm aber doch schwer gefallen sein. Als die Position des Ortsamtsleiters für den Stadtteil, in dem er den Großteil seines Lebens verbracht hat, vakant wurde, entschloß er sich, den Unternehmer-Job an den Nagel zu hängen und wieder etwas von der Politik zu machen, „die ich sinnvoll finde“.
Gegenüber seinem früheren politischen Aktionsradius wird seine neue Beamten-Tätigkeit durch große Einbindung in Beiräte- und Behördenzwänge geprägt sein. Robert Bücking: „Das schreckt mich nicht.“ K.W.
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