■ Zur Person: Sparsame Barbara Both
„Ein schönes Gefühl“ sei das, sagt die 50jährige Barbara Both, nachdem Bürgermeister Ulrich Nölle ihr hochoffiziell die Prämie für ihren Einsparungsvorschlag überreicht hat. Ob es an der Anerkennung liegt oder an der fünfstelligen Summe, weiß sie nicht so genau: „Vermutlich eine Mischung aus beidem.“
Mit einem „Trick“ hat die medizinisch-technische Assistentin den Laborautomaten im Landesuntersuchungsamt für Chemie, Hygiene und Veterinärmedizin überlistet und der Freien Hansestadt „rund 43.500 Mark jährliche Kosten“ eingespart. „Technische Dinge liegen mir“, sagt die zierliche und schüchtern wirkende Frau mit sichtbarem Stolz. Dann erzählt sie, daß sie eigenhändig in die Computer-steuerung des Laborautomaten für medizinische Tests eingegriffen hat. Denn die meldete schon nach 100 Versuchen leere Reagenzien-Sets. Leer waren diese jedoch keineswegs. Barbara Both löschte einfach eine Einstellung, nun reichen die Reagenzien-Packungen für rund 140 Proben. Nein, programmieren könne sie nicht, sagt Barbara Both, das sei aber auch nicht nötig gewesen.
Der erste der Prospekte, mit dem die Verwaltungsspitze ihre Angestellten immer wieder zu Verbesserungsvorschlägen anhalten will, landete noch in Barbara Boths Mülleimer. Doch als der zweite sie erreichte, habe sie angefangen „gezielt nachzudenken.“ Viele Möglichkeiten habe es ohnehin nicht gegeben, doch eine lag nahe: „Ich hatte mich schon oft geärgert, wenn ich sah, daß da wieder ein halbvolles Reagenzien-Set weggeworfen wurde.“
Was sie denn nun mit den 17 380 Mark anfangen wolle, nachdem das Finanzamt seinen Teil bekommen habe? „Erst mal spar ich das,“ sagt sie. „Vielleicht nehme ich was davon für den nächsten Urlaub. Gebrauchen könne sie das Geld auf jeden Fall, sie habe ja nur einen 30-Stunden-Job. cic
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