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■ Zur EinkehrBistro Pappel

Wer hier nur was trinkt, ist selbst schuld und gehört nicht dazu: „Sind Sie von der Versicherung?“ fragt die Bedienung in solchen Fällen freundlich. „Die trinken immer nur einen Cappuccino und sind gleich wieder weg.“ Ein Verbrechen. Ein Mißverständnis. Ins Bistro Pappel in der Neustadt / Pappelstraße – „Pappel-Bistro“ im Jargon – geht man doch zum Verweilen. Was erhöht nun die Verweildauer? Gesellschaft zum einen, zum anderen auch ein Gericht. Beides lohnt den Aufenthalt im Bistro Pappel. Die Küche ist vor allem italienisch. Die Pizzen kommen aus dem Steinofen, sind groß, weich, nahrhaft und unter 12 Mark. Das Ambiente ist klein, einfach und eng, so daß problemlos auch bei den Tischnachbarn vom Teller probiert werden kann.

Dort – am Nachbartisch – sitzen meist Männer in Blaumännern oder Kinder mit blauen Haaren, die Geburtstag feiern und Spaghetti „Haschi-Fota“ für unsere kleinen Gäste essen. Sind die Gäste größer und beleibter, haben sie außerdem die Wahl zwischen Rollos (selbstgebackenem Fladenbrot, gefüllt) oder Pane (gefülltem, gerolltem Fladenbrot). Beides aufs Leckerste gefüllt mit Huhn, Hack oder Meeresfrüchten und frischem Gemüse.

Knackig frisch sind hier auch die Salate – vom Bauern- bis zum -Madeleine mit Putenbrust. Gerne spricht man über sie, auch mit der Bedienung und fragt nach Pfeffer und Salz. Auf dem Tisch stehen diese nämlich nicht, dafür in jedem Fall die rosa Rose. (Die sich farblich sehr gut zur rosa Papierserviette fügt.)

Überhaupt überwiegt hier doch die Heimeligkeit auf 40 qm. Nach dem Lärm auf der Pappelstraße – dem Steintor der Neustadt! – umfängt die Gäste ein warmes, gedämpftes Licht und das Surren des Deckenventilators. Die beiden Haus-CDs, Tina Turner und Die Klänge der Karibik, sind in konsequentem Wechsel zu genießen. Die Lesezirkel-Zeitschriften liegen griffbereit. Die Holzstühle sind schwarz und unbequem, die Tischplatten echt Marmorimitat. Nichts Neues irritiert hier, es überzeugt die Gediegenheit. So auch das Bier und der Wein (Chianti, Soave, Lambrusco). Nur bei den Longdrinks weist die Karte auf folgende „Besonderheit“ hin: Es gibt sie nach Wahl mit Coke, Schweppes oder Saft und einem Aufpreis von zwei fünfzig.

Pappel-Bistro at its best ist jedoch der Sonntagnachmittag. Dann treffen Herren in Lederjacken und Gesund-heitsschuhen ein, grüßen sich gegenseitig, bestellen ein Dunkles und einen Magenbitter und schweigen sich an. sip

Pappelstr. 60, Mo.-Fr. 12-14 Uhr u. 17-23.30 Uhr, Sa.-So. 17-23 Uhr

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