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■ Zum Verhältnis USA/BRDDer Widerspruch war bitter nötig

betr.: „1:1 zwischen Schröder und Bush“, taz vom 25. 9. 02

Was in diesem Kommentar steht, geht schon ziemlich steil an der Sache vorbei und offenbart einiges an Ignoranz. Weder „schmollt“ die US-Regierung mutwillig vor sich hin, noch muss sich Bush Mühe geben, mit „gespielter Verletztheit“ zu reagieren.

Wer sich in den englischsprachigen Ländern der Weltkrieg-II-Alliierten auskennt, der weiß, dass dort jede auch nur indirekte Gleichsetzung des amerikanischen Präsidenten mit Hitler von jeder historisch gebildeten und politisch bewussten Person als die ultimative Ungeheuerlichkeit empfunden wird, zumal wenn sie von einem deutschen Regierungsmitglied stammt. Hinzu kommt, dass die Atmosphäre bereits von Schröder vorbereitet wurde – mit krampfigem Getön von Hackenzusammenschlagen usw. und mit der krakeelerischen Ablehnung von Militäreinsätzen, um die ihn niemand gebeten hatte. Und so wird Schröder eben jenseits des Atlantiks (und nicht nur dort) gesehen als das, was er ist: ein zu kurz geratener, also vertikal herausgeforderter Egomane, der für seinen lumpigen kleinen 47-Prozent-Wahlsieg bereit war, die transatlantischen Beziehungen aufs Spiel zu setzen. WOLFGANG STEUHL, Landshut

betr.: „Selbstbewusst im Dissens“ u. a., taz vom 25. 9. 02

Während Putin seine telefonische Gratulation zu Schröders Wahlsieg als Fernsehauftritt inszeniert und Chirac privat-öffentliche Glückwunschgrüße an den „lieben Gerhard“ schreibt, glänzt Bush durch Abwesenheit. Schlimmer noch: Er lässt den in der Irakfrage abtrünnigen deutschen Gouverneur durch Kriegsminister Rumsfeld von der polnischen Ostgrenze seines Imperiums aus maßregeln. Das zeigt, wie wenig bereit – und in der Lage – er ist, dem immerhin mit demokratischer Mehrheit gewählten Vertreter Deutschlands auf gleicher Augenhöhe zu begegnen.

Schröder dankt es ihm auf seine Weise: statt – wie vor vier Jahren – noch vor Amtsantritt mit seinem Außenminister nach Washington zu reisen, besucht er diesmal unbegleitet bloß Bushs Stellvertreter in London. Es dürfte ihm dabei wohl kaum verborgen geblieben sein, dass der britische Premierminister auch im eigenen Land nicht unumstritten ist. Blairs aus dem (Schlapp-)Hut gezauberter Irakreport trifft nicht nur bei seriösen Friedensforschungsinstituten, sondern auch in der britischen Öffentlichkeit auf meist ungläubiges Erstaunen, und der Protest gegen seine Kriegspläne hat inzwischen schon die Straße erreicht.

Wenn Schröder als einziges Ergebnis seiner Gespräche mit „Bushs Schoßhund“ (wie Blair mittlerweile selbst von Labourmitgliedern genannt wird) verlauten lässt, sie seien „wie immer gut“ verlaufen, dann lässt sich das auch so interpretieren: Es gibt in der Kriegsfrage einen abgrundtiefen Dissens zwischen den wichtigsten Achsenmächten Kontinentaleuropas und der momentanen Inselregierung. Bleibt zu hoffen, dass dieser Dissens auch außenpolitisch für die Friedenserhaltung nutzbar gemacht werden kann. HEINZ ECKEL, Berlin

Hoffentlich war Schröders klare Meinung zu Bushs Kriegsplanungen kein Wahlkampfgag. Ansonsten zeigt er als erster deutscher Kanzler, dass Deutschland erwachsen wird und sich traut, politische Entscheidungen des großen Bruders zu Gewaltlösungen offen zu kritisieren. Der Widerspruch war bitter nötig. […]

Nur jemand, der politische Probleme, Wahlkämpfe und Beherrschung der Rohstoffmärkte mit Gewalt lösen will, weil er nichts anderes kennt, braucht die primitiven Feindbilder. Bush erklärt nun jeden, der nicht seiner Meinung ist, zum Feind. Mit dem Totschlagargument „Antiamerikanismus“ soll jede Kritik an der USA-Politik und ihren Kriegen erstickt werden. […]

LUDWIG BERGER, Buchen

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