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Die anderenZum Geiseldrama an Bord des indischen Verkehrsflugzeugs meint „La Repubblica“ aus Rom / Der Züricher „Tages-Anzeiger“ meint zur CDU-Parteispendenaffäre / Der Pariser „Le Figaro“ kommentiert den unblutigen Putsch in der Elfenbeinküste

Zum Geiseldrama an Bord des indischen Verkehrsflugzeugs meint La Repubblica aus Rom: Bei der Entführung des indischen Airbus mit 160 Menschen an Bord geht es in erster Linie um den Kaschmir-Konflikt, der bereits Ursache dreier Kriege zwischen Indien und Pakistan war, die 30 Millionen Menschen das Leben gekostet haben. Aber es gibt auch ganz eindeutig eine zweite Dimension der Entführung, und zwar die Offensive des islamischen Fundamentalismus auf dem indischen Subkontinent und im Kaukasus. Und es gibt vermutlich einen weiteren Aspekt, das ist die Globalisierung des Terrorismus islamischer Herkunft. Und dies dürfte auf einen Zusammenhang hinweisen zwischen der Entführung des indischen Flugzeuges und dem derzeitigen Alarm vor terroristischen Anschlägen in den USA.

Der Züricher Tages-Anzeiger meint zur CDU-Parteispendenaffäre: Der Patriarch lässt die Partei abblitzen. Nein, er werde sein Wort halten und die Namen jener Wohltäter nicht verraten, deren Spenden er gesetzeswidrig auf verdeckte Konten geschleust hat. Ob der Alt-Kanzler unerschütterlich auf einer großen Ladung Dynamit sitzt oder bloß ein kleines Mosaiksteinchen einer großen Affäre hütet, bleibt einstweilen offen. Doch Kohl war einst mit dem Anspruch angetreten, die Bundesrepublik moralisch zu erneuern. Er darf sich also zuletzt darüber beklagen, dass er nun an diesem Anspruch gemessen wird. Wenn er weiteren Schaden abwenden will, muss die Wahrheit vor einem fragwürdigen Ehrenwort kommen.

Der Pariser Le Figaro kommentiert den unblutigen Putsch in der Elfenbeinküste: Am ungeschicktesten hat sich (Ex-Präsident) Konan Bédié in seiner Politik gezeigt. Statt die 60 ethnischen Gemeinschaften, aus denen die Elfenbeinküste besteht, auf einen Nenner zu bringen, hat er mal die eine und mal die andere bevorzugt. Statt die Spannungen in der Bevölkerung zu besänftigen, die zu 50 Prozent aus Muslimen, 30 Prozent aus Katholiken und 20 Prozent aus Animisten besteht, hat er sich ihrer bedient. Vor allem hat Konan Bédié die explosive Frage der Identität der Menschen in der Elfenbeinküste ausgespielt. Um den ehemaligen Premierminister Alassane Quattara daran zu hindern, für das Präsidentenamt zu kandidieren, hat er diesen beschuldigt, nie einen anderen Pass als den von Burkina Faso gehabt zu haben. Er hat einer Fremdenfeindlichkeit Vorschub geleistet, die in einem Land gefährlich ist, in dem fast einer von drei Einwohnern Ausländer ist.

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