■ Die Anderen: Zum 50. Parteitag des ANC und zum Verzicht Nelson Mandelas auf den weiteren Vorsitz bemerkt "Liberation" aus Paris / Das "Algemeen Dagblad" aus Rotterdam kommentiert
Zum 50. Parteitag des ANC und zum Verzicht Nelson Mandelas auf den weiteren Vorsitz bemerkt „Libération“ aus Paris: In der Stunde der Ablösung ist die Mobilisierung der Truppen vordringlich. Der ANC befürchtet heute weniger die Kritik der parlamentarischen Opposition als seine eigenen Spaltungen. Die historischen Verbündeten, die kommunistische Partei und die mächtige Gewerkschaftszentrale Cosatu, zeigen offen ihre Feindseligkeit gegenüber der liberalen Politik der Regierung. Im ANC selbst bestreiten die Alten der Vereinigten Demokratischen Front, die „im Innern“ des Landes gekämpft haben, die autoritären Reflexe der alten „Exilierten“, die Geheimhaltung und Disziplin gewohnt sind.
Das „Algemeen Dagblad“ aus Rotterdam kommentiert: Mit einem ungewöhnlich harten Angriff gegen den Teil der weißen Minderheit, der die Vergangenheit festzuhalten versucht, säte Mandela Zweifel an einer Versöhnung zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Wenn die Kräfte so stark sind, daß er sich gezwungen sah, vor ihnen zu warnen, untergräbt dies das Vertrauen in den Erfolg der Wahrheits- und Versöhnungskommission. Nur die Wahrheit kann Täter und Opfer versöhnen, so lautet die Argumentation. Aber das kann nicht bedeuten, daß jeder „reuige“ Verbrecher von vornherein nichts zu befürchten hat. War das die Botschaft, die Mandela an die Wahrheitskommission richten wollte?
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