■ Zukunftsfähiges Berlin?: Wurscht oder Salat
Viel schlauer sind wir immer noch nicht. Wir wissen jetzt zwar, daß Berlin bis zum Jahre 2050 seinen Energieverbrauch um mindestens 80 Prozent reduzieren und bis 2010 seine Innenstadt autofrei kriegen muß, wenn es eine zukunftsfähige Stadt im Sinne der Wuppertaler Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ sein will. Aber was das, umgerechnet auf jedes einzelne Menschlein und sein Konsumverhalten, bedeutet, will uns der BUND nicht verraten. Das ist schade und riecht nach vorauseilender Feigheit, nach Flucht vor den unangenehmen Fragen, wie die begrenzten Ressourcen zukünftig verteilt werden sollen. Dabei wird es hier gerade spannend: Wieviel Zwang ist nötig, um ein Volk von Autofahrern und Fleischfressern in eine salatfutternde Radfahrergemeinde zu verwandeln? Oder werden wir damit ein Volk von Amokläufern? Geht das überhaupt mit Verboten? Geht das überhaupt mit Freiwilligkeit?
Es ist schade, daß der BUND sich drückt, und es ist klug. Denn erstens sind diese Fragen nur sehr schwer zu beantworten, schon gar nicht von einer einsamen Umweltschutzorganisation. Und zweitens weiß der BUND nur zu gut, daß derzeit keine Regierung in Sicht ist, die einen radikalen Umbau der Wirtschaft in Angriff nehmen würde. Also versucht sich der BUND in realpolitischen Schleichwegen. Für die Vorstellung der Studie zu einem „zukunftsfähigen Berlin“ hat er Eberhard Diepgen als Schirmherrn gewinnen können, weitere prominent besetzte Diskussionsrunden werden folgen. Denn: Wenn unser System überhaupt ökologisch reformierbar ist, dann nur unter der Voraussetzung einer intensiven öffentlichen Debatte. Das heißt für den BUND dann aber auch hoffentlich: Nicht rumschleimen, sondern Tacheles reden. Ute Scheub
siehe auch Bericht auf Seite 30
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