■ Die Anderen: Zu den Koalitionsverhandlungen in Bonn schreibt "La Repubblica" (Rom) / Die polnische Zeitung "Gazeta Wyborcza" beobachtet die Feierlichkeiten zur deutschen Einheit und entdeckt einen neuen Ton in der deutschen Politik
Zu den Koalitionsverhandlungen in Bonn schreibt „La Repubblica“ (Rom): Sie sind dabei, zu einem Kräftemessen zu werden, die Verhandlungen über die Regierungsbildung zwischen den Grünen und den Sozialdemokraten. Eine Woche nach dem Wahlsieg über Helmut Kohl scheinen die Positionen in vielen Schlüsselfragen weit auseinander zu liegen. Am Donnerstag wird Fischer Schröder bei dessen Besuch im Weißen Haus begleiten. Das ist das offensichtliche Zeichen einer grundsätzliche Einigung: So wie die Liberalen als kleinere Partner Kohls das Außenministerium und den Posten des Vizekanzlers hatten, so werden auch die Verbündeten Schröders künftig Herr über die Diplomatie und die Außenpolitik sein.
Die polnische Zeitung „Gazeta Wyborcza“ beobachtet die Feierlichkeiten zur deutschen Einheit und entdeckt einen neuen Ton in der deutschen Politik: Es zwangen Gerhard Schröder dazu keine äußeren Umstände. Als er Worte der Anerkennung und Bewunderung für den großen Beitrag Helmut Kohls zur Wiedervereinigung Deutschlands und zur Entwicklung der Europäischen Union aussprach, wurde es im Saal ganz still. Danach brach ein Applaus aus. Das demokratische Deutschland jubelte nicht nur zwei hervorragenden Führern der zwei großen politischen Gruppierungen zu. Der Beifall galt einem Sieg des Geistes der Kultur und Toleranz über den Geist der Schmähung und Grobheit.
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