■ Die anderen: Zu dem Massaker in einer Schule in den USA meinen "Il Messaggero" und "Dagens Nyheter" / Zum Kosovo-Krieg meint "La Repubblicca" / Die russische "Newawissimaja Gaseta" kommentiert
Zu dem Massaker in einer Schule in den USA meint „Il Messaggero“ aus Rom: Die Explosion irrationaler Gewalt ist leider kein Einzelfall in den USA. Gemeinsam ist diesen Gewaltausbrüchen, daß sie sich meist in Provinzschulen ereignen. Leider gibt es bislang keine gründlichen Analysen dieses Phänomens. Die Reflexion beschränkt sich zumeist auf den Ausdruck großer Angst und – in den Worten von Clinton – auf die Aufforderung zum Gebet. Aber das reicht nicht. Die Wahrheit ist, daß die nach außen hin ruhige, gesittete und relativ reiche amerikanische Provinz furchterregende Frustrationen verbirgt, die beim kleinsten Anlaß und völlig unerwartet explodieren können.
Die schwedische Tageszeitung „Dagens Nyheter“ meint zum Massaker an der Schule in Littleton: Etwa 10.000 Menschen werden jedes Jahr in den USA mit einer Waffe getötet. Dabei macht Littleton die ohnehin schon lange Liste von Orten, wo Kinder ihre Kameraden umgebracht haben, um einen Namen länger. Es gibt natürlich keine einfache Erklärung für die Wahnsinnstat. Aber für immer mehr US-Bürger erscheint es offenbar, daß der leichte Zugang zu Waffen eine wichtige Ursache ist. Die Todesstrafe und das Fehlen wirkungsvoller Waffengesetze in den USA sind Fehler, die von der demokratischen Welt weder verstanden noch akzeptiert werden können. Man hat es hier mit einer Form von Resignation gegenüber tödlicher Gewalt zu tun, die allen stolzen Proklamationen Hohn spricht, von denen man sonst in den USA so viel hält.
Zum Kosovo-Krieg meint „La Repubblica“ aus Rom: Der Krieg, der zwei Nächte dauern sollte, geht nun in die fünfte Woche und kann noch sechs Monate dauern. Inzwischen ist klar, daß Miloevic jede Verhandlung ablehnen wird, die eine internationale Truppe im Kosovo vorsieht. So sehr man auch hoffen mag, daß die russische Diplomatie in Belgrad noch etwas bewegt, so ist dies doch keine Partie, die unentschieden enden kann. Miloevic verspricht, daß die Nato „im Kosovo sterben wird“, und Teile der Nato wollen, daß er im Kosovo stirbt. Der Nato jetzt die Bühne zu überlassen, käme für Miloevic einem politischen Selbstmord gleich. Wenn die Nato auf die Bombardements verzichten und auf die Erpressung Belgrads eingehen würde, würde Miloevic triumphieren. Und mit ihm der postmoderne Stalinismus.
Die russische „Nesawissimaja Gaseta“ kommentiert: Moskau geht auf Distanz zu Miloevic und strebt eine Zusammenarbeit mit der Nato an. Ob das bedeutet, daß der nach Belgrad fliegende Sonderbeauftragte Wiktor Tschernomyrdin im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Nato agieren wird, kann man freilich nicht eindeutig sagen.
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