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Zensur in VenezuelaAbdruck von Gewaltfotos untersagt

Venezuela ist eines der Länder mit der höchsten Rate an Gewalttaten weltweit. Die Zeitungen dürfen die Opfer fortan jedoch nicht mehr abbilden.

Einmal mit, einmal ohne Bild: Titelseite der Zeitung "El Nacional". Bild: reuters

CARACAS reuters | Ein Gericht in Venezuela hat Zeitungen untersagt, Bilder von Gewalt abzudrucken. Das 12. Tribunal von Caracas verhängte das Verbot an zwei regierungskritische Blätter und wies andere Publikationen an, sich auch an die Vorgabe zu halten. Damit sollten Kinder geschützt werden. Kritiker fürchten eine Einschränkung der Pressefreiheit. Am Mittwoch druckte die Zeitung "El Nacional" eine erste Seite ohne Bilder und titelte: "Zensur".

In dem südamerikanischen Land hatte die Veröffentlichung eines Bildes, auf dem sich tote Körper in einer Leichenhalle stapeln, einen Skandal ausgelöst. Die Regierung sah darin eine Kampagne gegen die sozialistische Partei von Präsident Hugo Chavez vor Wahlen im September. Die Zeitungen reklamierten, sie hätten auf eine steigende Unsicherheit aufmerksam machen wollen.

Venezuela hat eine der weltweit höchsten Gewaltraten. Im vergangenen Jahr wurden nichtstaatlichen Organisationen zufolge mehr als 16.000 Menschen getötet. Die Regierung hat die Veröffentlichung dieser Daten vor Jahren eingestellt.

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7 Kommentare

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  • UH
    Udo Henn

    Liebe Anna,

     

    Entgegen Ihrer Aussage hat Chavez sehr viel mit den Toetungen in seinem Land zu tun, weil er und seine Regierung ihre Pflicht zur Aufrechterhaltung der inneren Sicherheit groebstens vernachlessigen. Das hat mit frueheren Regierungen gar nichts zu tun.

    Und wie soll sich, bitteschoen, eine "soziale Denkweise" in einem derartigen, von Gewalt gepraegten Milieu entwickeln?

    In Honduras und Kolumbien ist man da inzwischen viel fortschrittlicher.

  • A
    Anna

    Meine Güte, liebe Taz, so gesehen gibt es bei uns auch Zensur, bei uns darf auch nicht alles gedruckt werden zumal Bilder ja auch wirklich eine manipulative Wirkung haben oder einfach geschmacklos und ehrverletztend sein können. Ich wäre z.B. auch für ein Verbot von sexistischen Bildern und auch für ein Verbot von gewaltverherrlichenden und gewaltdarstellenden Bildern in den öffentlichen Medien. Auch Tote muss man nicht (hautnah) zeigen, das stumpft in massen nur ab, als das es informiert. Mein Sohn ist auf jeden Fall einigermaßen verstört, wenn er solche Bilder sieht, ich übrigens auch.

    Herr Chavez hat schließlich nichts mit den Tötungen zu tun, (auch wenn die Taz das wohl suggerieren möchte und manche das ohne irgendwelche Beweise behaupten), warum sollte er da zensieren? Die Gewalttätigkeit ist schließlich noch ein Überbleibsel aus vorherigen (Militär-)Regierungen. Wenn man schließlich sonst keine Karrierechancen hat als mit Gewalt und Prostitution? Soziale Denkweise muss man erst lernen, das braucht schon eine Generation, bis sich Menschen ändern, weil sie begreifen, dass man vielleicht jetzt wirklich anders leben kann. Ich finde auf jeden Fall Gewalt, die vom Staat ausgeht (Kolumbien, Honduras) bedenklicher, berichten Sie doch mal mehr darüber.

  • OR
    olaf rahmstorf

    rechnest Du Straßenverkehrstote mit Opfern von Terrrorattentaten gleich?

    Schicken wir jetzt Blauhelme auf deutsche Autobahnen?

    Kapier Deine fantasievollen analogien wer will ... ich nicht.

     

    Olaf

  • OT
    On the Rocks

    In Venezuela sterben mehr Menschen als in Afghanistan. Ist das jetzt dort auch Krieg oder gehts "Kriegsgegnern" gar nicht wirklich um tote und verletzte Menschen?

  • A
    Amos

    Und warum greift die UNO nicht ein-, ist da nichts zu holen?

  • B
    broxx

    Erinnert an die Frau Ministerin in NRW. Die wollte doch auch die "rosarote Brillen Islam Berichterstattung"

    Zensur ist IMMER ein Verbrechen!

  • LM
    La Morgue

    Merkwürdiger Artikel.

    Möglicherweise wurde da ungeprüft irgendeine Agenturmeldung übernommen.

     

    In Südamerika ist es nun mal so: Titten gehen auf dem Titelblatt gar nicht. Die Schundblättchen (Äquivalente zur Bildzeitung) drucken stattdessen unappetitliche Fotos direkt aus dem Leichenschauhaus. Und das täglich. Gehört in dem Kulturkreis zur niveau- und geschmacklosen Berichterstattung eben dazu. Mit "Aufklärung" hat das Ganze herzlich wenig zu tun, sondern mit Sensationslust.

    Die besseren Tageszeitungen hüten sich, derartige Fotos abzudrucken.

    Das venezolanische Verbot ist so, als ob man in Deutschland der Bildzeitung untersagen würde, nackte Mädels abzudrucken.

     

    Mir ist schleierhaft, wieso im vorliegenden Artikel suggeriert wird, dass ekelhafte Schauerbildchen zur kritischen Berichterstattung dazugehören. Die taz kriegt´s doch normalerweise auch ohne hin, oder?